Der 20-Jährige, der Samstagnacht auf eine S-Bahn im Hauptbahnhof geklettert und durch einen Stromschlag lebensgefährlich verletzt worden war, befindet sich laut Bundespolizei weiterhin in einem kritischen Zustand. Die Ärzte der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik (BGU) in Duisburg sähen aber „gute Überlebenschancen“ für den Essener. Die Polizei wird die traumatisierten Augenzeugen, darunter die Freundin (16) des Opfers, erst im Laufe dieser Woche befragen können. Ein Mann aber, der das Unglück mitansehen musste, berichtet nun Details des Rettungseinsatzes. Er arbeitet für die Deutsche Bahn und leidet wie seine Kollegen unter den Eindrücken aus jener Nacht – und darunter, „dass wir verhöhnt werden“.

Denn im Internet werfen einzelne Nutzer dem Team der DB Sicherheit GmbH Untätigkeit vor. Was in den YouTube-Videos aus dem Bahnhof nicht zu sehen ist: Die Männer der Security waren nicht nur die ersten Einsatzkräfte am Unfallort, sie konnten wohl Schlimmeres verhindern. Gegen 2.30 Uhr wollten der Zeuge und ein Kollege an Gleis 10 in die S1 einsteigen, als es am Bahnsteig nebenan „blitzte und knallte. Das war wie eine Bombenexplosion. Wir haben sogar eine Druckwelle gespürt. Der Mann auf der Bahn stand sofort in Flammen.“ Die beiden Sicherheitsleute eilten zum Unglücksort: „Die Leute hyperventilierten, weinten, schrien. Ein Senior saß apathisch auf einer Bank, mehrere Passagiere stiegen nach dem Knall wieder aus der stehenden Bahn aus. Wir haben sie erstmal weggeschickt.“

Augenzeuge wollte auch auf Bahn klettern

Einen Englisch sprechenden Mann, so berichtet der Bahner, „mussten wir sogar noch von dem Waggon wegzerren: Der wollte da hochklettern um zu helfen.“

Zu jenem Zeitpunkt aber stand die 15.000-Volt-Oberleitung sehr wahrscheinlich noch unter Strom. „Deshalb konnten wir das Opfer nicht mit unseren Feuerlöschern abspritzen.“ Aus Sicherheitsgründen sei dies unmöglich gewesen, verteidigt der Bahner das Vorgehen. Als die ersten Bundespolizisten herbeieilten, fiel der 20-Jährige dann von dem Waggon auf den Beton zwischen Zug und DB-Verwaltungsgebäude. Wie die Security-Fachkraft DB erklärt, „konnten wir dann die Türen des Waggons entriegeln, zu dem Mann vordringen und ihn löschen. Das war ein ganz, ganz schlimmer Anblick.“

Zwei schlaflose Nächte später sind der Sicherheitsmann und seine Kollegen der Überzeugung: „Wir werden auch die Hilfe von Seelsorgern in Anspruch nehmen müssen.“ Einige der Männer mussten ihre Dienste an den Tagen nach dem Unglück abbrechen.