Essen.. Mitarbeiter der DB Sicherheit GmbH löschten den 20 Jahre alten Mann, der durch einen Stromschlag im Hauptbahnhof Essen lebensgefährlich verletzt wurde. Die Security konnte wohl noch Schlimmeres verhindern. Die Männer leiden unter den Eindrücken und unter Hohn im Netz.

Die Bundespolizei wird die traumatisierten Augenzeugen und die 16 Jahre alte Freundin des Stromschlag-Opfers erst im Laufe dieser Woche befragen können. Ein Mann aber, der mit ansehen musste, wie Samstagnacht ein 20-Jähriger auf einer S-Bahn im Hauptbahnhof Essen durch einen Stromschlag lebensgefährlich verletzt wurde, berichtet nun Einzelheiten des dramatischen Rettungseinsatzes an Gleis 12.

Er arbeitet für die Deutsche Bahn und leidet wie seine Kollegen unter den Eindrücken aus jener Nacht – und noch dazu darunter, „dass wir verhöhnt werden“.

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Denn im Internet verspotten einzelne Nutzer das Team der DB Sicherheit GmbH, werfen diesem Untätigkeit vor. Was in den Youtube-Videos aus dem Hauptbahnhof allerdings nicht zu sehen ist: Die Männer der Security waren nicht nur die ersten Einsatzkräfte am Unfallort, sie konnten das Stromschlag-Opfer nach den Angaben des DB-Mitarbeiters löschen und sogar noch Schlimmeres verhindern:

„Die Leute hyperventilierten, weinten, schrien“

Der Sicherheitsdienstler und ein Kollege wollten am 28. Dezember gegen 2.30 Uhr an Gleis 10 gerade in eine S-Bahn einsteigen, als es zehn, zwölf Meter weiter „blitzte und knallte. Das war wie eine Bombenexplosion. Wir haben sogar noch eine Druckwelle gespürt. Das Schrecklichste aber war: Der junge Mann auf der Bahn stand sofort in Flammen.“

Die beiden Sicherheitsleute eilten zum Bahnsteig der S6 nebenan, zum Unglücksort: „Die Leute da hyperventilierten, weinten, schrien. Ein Senior saß apathisch auf einer Bank, mehrere aufgeschreckte Passagiere stiegen nach dem Knall auf dem Dach wieder aus der wartenden S6 aus. Wir haben sie erstmal weggeschickt.“ Einen Englisch sprechenden Mann, so berichtet der Bahner, „mussten wir sogar noch von dem Waggon wegzerren: Der wollte da hochklettern.“

„Das war ein ganz, ganz schlimmer Anblick“

Zu jenem Zeitpunkt aber – die Feuerwehr war gerade erst alarmiert – stand die 15.000-Volt-Oberleitung sehr wahrscheinlich noch unter Strom. „Deshalb konnten wir das Opfer, das da oben auf dem Rücken liegend brannte, ja nicht einfach mit unseren Feuerlöschern abspritzen.“ Aus Sicherheitsgründen sei dies unmöglich gewesen, verteidigt der Bahner das Vorgehen.

Der 20-Jährige, der auf einer S-Bahn im Hauptbahnhof Essen durch einen Stromschlag lebensgefährlich verletzt wurde, hat offenbar gute Überlebenschancen (Stand: Montagmorgen, 30. Dezember).
Der 20-Jährige, der auf einer S-Bahn im Hauptbahnhof Essen durch einen Stromschlag lebensgefährlich verletzt wurde, hat offenbar gute Überlebenschancen (Stand: Montagmorgen, 30. Dezember). © dpa | dpa

Als die ersten Bundespolizisten die Treppe zum Bahnsteig hinaufeilten, fiel der 20-Jährige dann von dem Waggon auf den Beton zwischen dem Gleis 12 und dem Verwaltungsgebäude der Bahn (an der Freiheit). Wie die Security-Fachkraft der DB erklärt, „konnten wir dann die Türen des Waggons entriegeln, zu dem Mann vordringen und ihn dann löschen. Das war ein ganz, ganz schlimmer Anblick.“

Danach habe die Bundespolizei das Kommando übernommen, kurz darauf trafen Rettungsdienst und Notfallseelsorger ein: „Einer hat mich auch gefragt, ob ich Gesprächsbedarf habe, aber ich war ja im Einsatz.“ Zweieinhalb Tage und zwei schlaflose Nächte später sind der Sicherheitsexperte und seine Kollegen der Überzeugung: „Wir werden wohl auch die Hilfe von Seelsorgern in Anspruch nehmen müssen.“ Einige der Männer mussten ihre Dienste an den Tagen nach dem Unglück abbrechen.