Essen. . Der neue Lokschuppen der Hespertalbahn nimmt immer mehr Züge an: Die äußere Hülle steht, nun folgt der Innenausbau. Die neu verlegten Abstellgleise dahinter stammen aus dem Gotthard-Basistunnel.
Der Wind pfeift auf dem Bahnsteig nahe des Baldeneysees. Kalt und ungemütlich ist es, doch Hans Hampel verzieht keine fröstelnde Miene. Sein fröhlicher Blick fällt auf das, was sich nach wenigen Metern neben dem Gleis anschließt: Der neue Lokschuppen der Hespertalbahn. Nach gut 30 Jahren des Planens und Sparens hat der Verein endlich ein festes Dach über dem Kopf. „Die äußere Hülle steht bereits“, sagt der Schatzmeister des Vereins, „jetzt passieren ganz viele Arbeiten noch im Inneren.“
Für die Bahner ist der Baufortschritt ein versöhnliches Ende, denn im Sommer gab es einen Tiefpunkt: Die Dampflok D 8 hatte einen Kesselschaden. „Materialabzerrung“, klagt Hampel. Umfangreiche Schweiß- und Temperaturarbeiten folgten, damit das Dampfross pünktlich zum Advent und bei den Fahrten mit Nikolaus, Glühwein oder am Heiligabend wieder schnauben konnte.
Künftig sollen die Lokomotiven und Personenwagen auch im neuen Schuppen gewartet werden können. Noch fehlen die beiden Gleise in dem Gebäude: „Die Verlegung müssen wir selbst angehen.“ Vor der Halle lagern bereits die Stahlschienen. „Ein Meter kostet 27,90 Euro“, erklärt Hampel. Ein teuer Spaß: 36 Meter lang wird das Abstellgleis, auf dem im Inneren künftig vier Loks Platz finden. Das Reparaturgleis ist um die Hälfte kürzer. An den Toren müssen noch die Anschlüsse zum bestehenden Schienennetz gelegt werden. „Bei den Gleisanlagen unterliegen wir als Museumsbahn denselben Bestimmungen wie der Riese mit den roten Buchstaben“, sagt Hampel. Die Landeseisenbahnverwaltung nehme die neu verlegten Schienen ab. Doch die Halle ist damit noch nicht ganz fertig: „Die Elektrik wird aktuell verlegt und ab dem Frühjahr entsteht das Sozialgebäude im Inneren des Schuppens.“
25 Vereinsmitglieder arbeiten daran, dass es vorangeht, obwohl: So richtig nach Baustelle sieht es auf dem Gelände nicht mehr aus. „Grün und Gruga“ hat die Wege zum Baldeneysee neu gestaltet. Vom neuen Bahnsteig an der Prinz-Friedrich-Straße neben der dortigen Sporthalle führt ein Fußweg direkt zum See, vorbei am künftigen Biergarten des Eisenbahnersportvereins. Die Querung mit der Trasse der Hespertalbahn wird noch gesichert: „Wir überarbeiten derzeit eine nostalgische Schranke, richtig zum Kurbeln für einen Schrankenwächter“, berichtet Hampel. Auch hinter dem neuen Schuppen hat sich einiges getan: Durch den Bau der Seebogensiedlung sind die Abstellgleise für den Fuhr- und Wagenpark des Vereins näher an den Alten Bahnhof in Kupferdreh gerückt. Auf gut 200 Metern wurden nebeneinander mehrere Schienen in einer Länge von rund einem Kilometer verlegt. „Die kommen aus der Schweiz und waren vorher Baugleise für den Gotthard-Basistunnel“, freut sich der Schatzmeister. „Das war eher ein Zufall, normalerweise weiß man bei den Schienenhändlern nämlich nicht, wo das Material vorher eingesetzt wurde.“