Essen. . Schalker Bundesligaspieler besuchen und beschenken schwer kranke Patienten der Essener Uni-Kinderklinik. Der Ärztliche Direktor rühmt die heilende Energie, die diese Promi-Visite freisetzt. Warum er soche Promi-Visiten nicht als oberflächliche Samariter-PR-Aktionen von Fußball-Millionären abtut.
Der Ball läuft gut für Nico und Niko. Doch der Gegner scheint übermächtig: Kevin-Prince Boateng, das Schalke-Idol, und sein Mannschaftskamerad Adam Szalai. Trotzdem: Niko gibt zurück, Nico müsste aus dem Hintergrund schießen. Er schießt und . . . „Tor“.
Im packenden Duell am Tischkicker haben die Königsblauen am Ende zwar knapp die Nase vorn, aber der wahre Sieger ist das junge Team aus der Essener Kinderklinik. „Die Kinder brauchen viel Motivation und ihre Idole geben sie ihnen“, sagt Eckhard Nagel, der Ärztliche Direktor des Universitätsklinikums.
Oben im Spielzimmer auf der Krankenstation haben sich an diesem Dienstagnachmittag über ein Dutzend kleine Patienten mit ihren Eltern für den prominenten Besuch versammelt. Und der rückt nach dem Morgentraining fast in halber Mannschaftsstärke an. Timo Hildebrand ist dabei und Kaan Ayhan, Christian Clemens und Leon Goretzka. Kaum haben sie das Zimmer betreten, gehen die Smartphones mit den eingebauten Kameras („Timo! Kevin!“) in die Höhe.
Die kleinen Patienten werden nicht wegen Masern oder Mumps behandelt. Sie sind allesamt schwer krank und einige ringen gar mit dem Tod. Nico Schmidt aus Oberhausen ist schon seit April hier. „Ich hatte einen Tumor an der zwölften Rippe, aber den haben sie mir entfernt“, erzählt der leidenschaftliche S04-Fan.
Kritiker mögen solche Promi-Visiten als oberflächliche Samariter-PR-Aktionen von Fußball-Millionären abtun. Doch damit liegen sie gewaltig daneben. „Die Kinder brauchen für ihre Heilung viel Energie und die Spieler können ihnen gewaltige Kräfte verleihen“, weiß Eckhard Nagel. So wie letztes Jahr, als ein lebensbedrohlich erkranktes Kind nach einer Organtransplantation ein Schalke-Mannschaftsfoto mit den Autogrammen aller Spieler erbat und sich nichts sehnlicher wünschte, als ein Spiel der Knappen im Stadion live zu erleben. Dass es von seiner Infektion erlöst wurde, führen die Ärzte auch auf den magischen Energieschub zurück, den ihm die Stars gaben.
Kevin-Prince Boateng, der demnächst selbst erneut Vater wird, schreibt zwischen Infusionsständern, Brettspielen und Buntstiftzeichnungen geduldig Autogramme. Verteilt königsblaue Tüten mit blauen Nikoläusen und weißen Fankappen. Dann sagt er: „Wir stehen auf der Sonnenseite des Lebens und wollen nur etwas abgeben – selbst wenn’s nur ein kleines Lächeln ist, das wir auf die Gesichter der Kinder zaubern.“ Auch Timo Hildebrand, der ehemalige Nationaltorwart und Vater des zwei Jahre alten Neo, sagt: „Dieser Besuch berührt mich sehr, eine außergewöhnliche Herausforderung.“
Der Ärztliche Direktor bedankt sich nahezu euphorisch für den Abstecher des Star-Ensembles in die Kinderklinik. „Ihr Besuch ist für unsere Patienten das Highlight des Jahres. Ihr seid ein echtes Christkind.“
Stiftung „Schalke hilft“ Für vier Kinder geht’s in die Arena-Loge
„Schalke hilft“ heißt die vor fünf Jahren gegründete Stiftung, die schnelle und unbürokratische Hilfe verspricht. In der Woche vor Weihnachten setzt die Stiftung die Bundesligastars als ihre Botschafter ein.
Allein am Mittwoch besuchten sie vier karitative, medizinische und soziale Einrichtungen in der Region: neben der Kinderklinik der Essener Universitätsklinik auch das Kinder- und Jugend-Palliativzentrum der Kinderklinik Datteln, die Arche Noah und die Kinder- und Jugendpsychiatrie (beide Gelsenkirchen). Zusätzlich zur königsblauen Nikolaustüte für die Patienten gab’s jeweils einen Spendenscheck mit dem symbolischen Betrag von 1904 Euro. Am Dienstag, so berichtet der Fanbeauftragte Patrick Arnold, hätten die Spieler auch die „Suppenküche“ in Gelsenkirchen besucht, eine Einrichtung, die Obdachlosen und Bedürftigen ein sättigendes Mahl bereitet.
Für vier schwerkranke Patienten der Essener Uni-Kinderklinik gab’s noch eine weitere Überraschung. Nico, Jan-Niklas, Niko und Asaj dürfen sich am 1. Februar in der Schalke-Arena das Bundesligaspiel gegen den VfL Wolfsburg anschauen. Dafür stellt der Verein seinen treuen Fans und deren Begleitpersonen eigens eine Loge zur Verfügung.