Essen. . Schlechte Nachrichten von der Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft EVV: Die städtische Holding rutscht tief in die roten Zahlen. In den kommenden fünf Jahren muss der Kämmerer mehr als 100 Millionen Euro nachschießen.

Die finanziellen Hiobsbotschaften für die Stadt Essen reißen nicht ab. Diesmal trifft es die „Essener Verkehrs- und Versorgungsgesellschaft“ (EVV) - und zwar mit Macht. Nach Informationen dieser Zeitung wird die städtische Holding, die unter ihrem Dach das Gros der städtischen Tochtergesellschaften vereinigt, in den kommenden Jahren fünf Jahren weit mehr als 100 Millionen Euro Miese einfahren.

Die Stadt wird nicht umhinkommen, diesen Verlust mit finanziellen Mitteln aus dem eigenen Haushalt auszugleichen. Das Geld wird an anderer Stelle fehlen. Schon im kommenden Jahr kommt Stadtkämmerer Lars-Martin Klieve nicht umhin, rund 20 Millionen Euro zuzuschießen. Bis 2018 erhöht sich der Bedarf auf jährlich rund 27 Millionen Euro. Stadtkämmerer Klieve spricht von „einem Zustand, der alarmieren muss“.

Kein Wunder. Noch 2011 war Essens oberster Kassenwart in seiner mittleren Finanzplanung schließlich fest davon ausgegangen, dass die EVV satte Gewinne einspielen würde - in Höhe von 20 Millionen Euro pro Jahr. Eine grandiose Fehleinschätzung, wie die Linke im Rat spottet. Denn nun hängt die EVV am Tropf der Stadt.

Wie kommt’s? Der Werteverfall der RWE-Aktien schlägt voll durch; mit einem Euro pro Aktie ist das Papier nur noch die Hälfte wert. Der städtischen Holding fehlen damit in ihrer Finanzplanung auf einen Schlag 19 Millionen Euro pro Jahr in den Büchern. Hinzu kommen so genannte Zinseffekte für städtische Darlehen; diese summieren sich bis 2017 auf einen Verlust in Höhe von 18 Millionen Euro. „Das alles sind Effekte, die wir als EVV nicht steuern können“, betont der designierte Vorstandssprecher der EVV, Allbau-Chef Dirk Miklikowski.

Im Gegensatz dazu sieht der Stadtkämmerer sehr wohl noch Spielraum bei der EVV. Aber: „Dort scheint die Mentalität zu sein, dass man es für Gott gegeben hält und damit für nicht änderbar.“ Ziemlich unverhohlen erneuert Klieve damit seine Kritik an den städtischen Tochtergesellschaften. Deren Sparanstrengungen gehen dem Kämmerer augenscheinlich nicht weit genug. EVV-Vorstand Miklikwoski will das nicht unwidersprochen stehen lassen. „Kosten rauf, Erträge runter - so wird es kaum gehen.“ Miklikowski hält es für illusorisch, dass die Stadttöchter es richten könnten und verweist darauf, dass die EVV den einzelnen Gesellschaften nochmals einen höheren Beitrag von fünf Millionen Euro pro Jahr abverlangt. Das aber wird nicht reichen.