Steele. .
„Politikern wirft man oft vor, dass sie sich von den Bürgern zu sehr abheben“, stellt Bezirksbürgermeister Arnold Kraemer fest, „jetzt habe ich den Eindruck, dass sich die Polizei ebenfalls von den Menschen entfernt“. So beginnt die Kritik, die während der Sitzung der Bezirksvertretung Steele/Kray auf die Polizeipräsidentin Stephania Fischer-Weinsziehr einprasselt. Dabei hat sie eigentlich gute Neuigkeiten mitgebracht: Denn an den Gerüchten, die Steeler Wache würde dicht gemacht, sei nichts dran – allerdings gebe es „Veränderungen“. Konkret: Nachts und am Wochenende bleibt die Wache geschlossen.
Ist die Steeler Polizeiwache derzeit rund um die Uhr mit zwei Beamten besetzt, so soll dies künftig nur noch von 7 bis 22 Uhr der Fall sein. Am Wochenende bleibt die Wache geschlossen. Trotz dieser „Umorganisation“ solle es nicht weniger Streifenwagen in Frillendorf, Kray, Leithe, Huttrop, Steele, Freisenbruch und Horst geben, betont Oberpolizeirat Jürgen Lui. „In der Früh- und Spätschicht sollen Kradfahrerstaffeln sogar verstärkt Präsenz zeigen.“ Eine Gegensprechanlage an der Steeler Wache, die nachts und am Wochenende mit der Hauptwache in der City verbunden werde, solle dafür sorgen, dass Bürger stets Kontakt zur Polizei hätten.
Dass dies auf der BV keine Begeisterungsstürme auslöste, mag auch daran liegen, dass Lui ihnen vor einem halben Jahr noch Gegenteiliges versprochen hatte: Es gebe keine Gruppe, die darüber nachdenke, was bei der Polizei gestrichen werden könne, versicherte er im Juni. Dies hat sich offenbar geändert. Nun räumte Polizeidirektor Rainer Pannenbecker ein, dass die eingeschränkten Öffnungszeiten Ergebnis „langer Überlegungen“ seien, die Mitte dieses Jahres begannen. So wolle man einem „Missverhältnis von Innen- und Außendienst“ entgegen treten. Vor allem personelle Gründe scheinen ausschlaggebend zu sein: „Im Jahr 2015 sind weit über die Hälfte der Kollegen über 50 Jahre alt“, rechnet Pannenbecker vor. „Ab dem Jahr 2017 müssen wir mit 3000 Polizeibeamten weniger auskommen.“
Eduard Schreyer (FDP), selbst Polizist im Ruhestand, hält dies nicht für die ganze Wahrheit, die Überalterung sei längst spürbar: „Bereits heute gelingt es nicht, mit dem Personal den Dienstplan zu erfüllen“. Aber: Sollten die Pläne Realität werden, wird „die Wache nicht mehr dieselbe sein.“
Für die Kürzung spricht vor allem eine Erhebung, die belege, dass nachts „nur 1,1 bis 2,3 Personen die Wache aufsuchen“, so Lui. „Und die wollen zumeist auf Toilette oder ein Taxi rufen“. Dies nennt Bezirksbürgermeister Kraemer „zynisch“; sein Stellvertreter Hans Dieter Vogt bezeichnet es gar als „hanebüchen“. Beide – wie auch sämtliche Politiker aller Couleur, die sich zum Thema zu Wort melden – verweisen auf das „subjektive Sicherheitsempfinden“: „Die Menschen brauchen das Gefühl, dass die Polizei stets erreichbar ist“, präzisiert Kraemer.
Und Klaus Johannknecht (SPD), der die Sache in den Rat bringen will, vergleicht: In Dortmund gebe es 13 Wachen mit 24-Stunden-Bereitschaft, „bei uns bald nur noch vier, denn Borbeck steht wohl auch auf der Kippe“. Detlef Feige (CDU) befürchtet erhöhte Fahrtzeiten der Polizei bei Notfällen.
Die Ablehnung in der BV hat keinen Einfluss auf die Kürzungspläne: Die Polizeipräsidentin benötigt nicht die Zustimmung des Stadtteilparlaments. Gleichwohl verspricht sie „das Votum sehr ernst zu nehmen“ und über die Pläne „nochmals intensiv“ nachzudenken“. Wann es zu einer Umsetzung kommen könnte, ist noch unklar. Vorher muss auch die Sicherung des Fuhrparks und des Interieurs auch außerhalb der Öffnungszeiten umgesetzt sein.