Essen-Bochold. . Die NRW-Landesregierung will den Kitas zusätzliches Geld geben. Gute Idee, nur falsch umgesetzt, findet Kita-Leiterin Cornelia Toppat aus dem Essener Stadtteil Bochold.

Kommende Woche soll im Landtag das Kinderbildungsgesetz (KiBiz) verändert werden. Die rot-grüne Landesregierung will Kindertagesstätten unterstützen und weitere Gelder für Hauswirtschaftskräfte bereitstellen. Klingt im ersten Moment gut. Die evangelische Kindertagesstätte Regenbogen an der Bocholder Straße, eine von 52 evangelischen Kindereinrichtungen in der Stadt, will kommenden Dienstag trotzdem gegen die Gesetz-Revision demonstrieren. Warum, erklärt Cornelia Toppat (48), Leiterin der Einrichtung.

Frau Toppat, in Zeiten knapper Kassen soll es mehr Geld geben. Und Sie schimpfen und demonstrieren.

Die Idee ist ja nicht schlecht. Aber die Umsetzung ist eine vertane Chance. Wir benötigen mehr Pädagogen und nicht mehr Hauswirtschafter. Deren Arbeit – Waschen, Spülen usw. – machen wir doch längst mit unseren Erzieherinnen nebenbei. Und bei dem geplanten Zuschuss von 500 Euro pro Gruppe kommt eine 400-Euro-Kraft jeden Tag gerade für 1,5 Stunden.

Wo liegt also das Problem?

Wir arbeiten längst am Limit, der Stress schwächt unsere Mitarbeiterinnen. Die Arbeit mit der selben Personalzahl ist immer mehr geworden. Das habe ich in meinen 26 Berufsjahren verfolgen können.

Was hat sich verändert?

Wir übernehmen heute viel mehr Aufgaben, helfen den Eltern bei Verwaltungsdokumenten, begleiten sie zu Arztbesuchen, weil sie das alles gar nicht mehr hinbekommen. Und die Kinder kamen früher trocken in die Kita. Heute ist eine Mitarbeiterin in unserer U3-Gruppe allein drei Stunden am Tag mit Wickeln beschäftigt. Jedes Kind hat eben sein eigenes Tempo. Darauf wollen wir eingehen.

Wieviele Gruppen und wieviele Mitarbeiterinnen haben Sie?

Vier Gruppen. Kinder unter drei Jahren, zwei Mal von zwei bis sechs Jahren und ein Mal von drei bis sechs Jahren. Insgesamt sind es 74 Kinder. Und 13 Mitarbeiterinnen.

Es ist kurz vor Weihnachten. Jetzt dürfen Sie sich hier in Sachen Personal mal etwas wünschen.

Ich würde mir ganz einfach drei feste Kräfte als Minimum für jede Gruppe wünschen. Das wäre auch für unsere Kinder wichtig.

Moment, das kommt doch bei 13 Mitarbeiterinnen und Ihren vier Gruppen hin.

Das denken Sie. Nur fünf unserer Mitarbeiterinnen haben volle Stellen. Der Rest kommt halbtags oder hat eine gewisse Stundenanzahl. Unser Kontingent müssen wir regelmäßig mit KiBiz abgleichen und dort genehmigen lassen. Wir haben zudem einige befristete Kräfte. Daraus ergibt sich ein weiteres Problem: die Planungssicherheit.

Das heißt konkret?

Uns fehlt die Kontinuität. Spätestens nach zwei Jahren müssten die Mitarbeiter ja eine feste Stelle bekommen. Und die sind halt nicht da. Wenn sich vorher woanders etwas für die Mitarbeiter ergibt, dann sind sie weg. Das kann ihnen auch niemand verübeln. Wir müssen uns dann wieder Ersatz suchen. Deshalb sind neue Stellen für festes Stammpersonal so wichtig.