Dezember, Jahresendzeit-Wetter. Nichts, was einen antreiben würde, sich freiwillig in den Sattel zu schwingen. Wer jetzt in die Pedale tritt, ist entweder Überzeugungstäter oder aufs Fahrrad angewiesen. Oder beides. Gründe genug für die Betreiber von „Metropolradruhr“, um zum Ausklang von 2013 Bilanz zu ziehen. Das Fazit: Jenes Mietradsystem, das erstmals im Kulturhauptstadtjahr 2010 an den Start ging und vielleicht erwartungsgemäß vornehmlich von Kulturhauptstadttouristen genutzt wurde, ist inzwischen im Alltag dieser Stadt angekommen.
18 000 Mal wurde in diesem Jahr eines der Metropolräder ausgeliehen, die inzwischen an 51 Standorten mit 454 Radständern zu finden sind. Laut Betreiber „nextbike“ sind das 4000 Ausleihen mehr als noch im Jahr zuvor, was auch insofern bemerkenswert ist, als dass die öffentliche Förderung des Projektes zum Jahresende 2012 ausgelaufen ist. Auch wenn Mareike Rauchhaus einen direkten Zusammenhang zur Erhöhung der Leihgebühr nicht gelten lassen will. Doch immerhin 40 Prozent der Einnahmen erzielt „nextbike“ im Revier aus Leihgebühren, 60 Prozent durch Werbung auf den Rädern. Statt ein Euro pro Stunde, werden seit diesem Jahr 50 Cent pro halbe Stunde abgerechnet. „Für Kurzzeitfahrer hat sich also preislich nichts geändert“, unterstreicht Rauchhaus. Wer länger radelt, zahlt drauf. Doch Langstrecke radelt offenbar nur eine Minderheit.
Eine Befragung im Auftrag des Verkehrsministeriums hat nämlich ergeben, dass die meisten Fahrten mit dem Mietrad morgens zwischen 8 Uhr und 9 Uhr sowie nachmittags nach 16 Uhr gebucht werden; man darf vermuten für den Weg zur und von der Arbeit.
Dazu passt, dass mit Abstand die meisten Räder an den Leihstationen am Hauptbahnhof ausgeliehen werden, was nicht weiter überraschen dürfte. Augenscheinlich steigen Studenten, die von außerhalb mit Bahn oder Zug anreisen, aufs Mietrad um und rollen zur Universität oder zum Viehofer Platz, wo mehr Räder abgestellt als ausgeliehen werden. Aber auch am Rüttenscheider Stern und an der Gemarkenstraße sind die Mieträder gefragt. So gefragt, dass gelegentlich nicht genügend Velos zur Verfügung stehen.
Freizeitradler nutzen das Metropolrad hingegen erwartungsgemäß besonders gerne am Baldeneysee, in Werden und in Kettwig.
Drei Jahre nach dem Startschuss ist das Mietradsystem für Betreiber „nextbike“ so weit ausgebaut, zusätzliche Stationen seien im kommenden Jahr jedenfalls nicht geplant. Es sei denn, es finden sich Kooperationspartner, denn trotz 18 000 Ausleihen gebe es noch „Luft nach oben“. Siehe Dortmund, wo es in diesem Jahr 32 000 sind. Der einzige ersichtliche Unterschied zu Essen, heißt es an die Adresse der hiesigen Verkehrsplaner, sei die „offensivere Standortwahl“.