Die Umzugspläne für ein Schaustellermuseum auf Zollverein finden viel Applaus. Das Areal wäre um eine familienfreundliche Attraktion reicher. Doch wer zahlt die sechs Millionen Umbaukosten für Gasometer und Salzfabrik?

Zuckerwatte und Paradiesäpfel gehören bislang nicht zum Angebot auf Zollverein. Aber selbst Zollverein-Puristen, die mit Fug darauf verwiesen haben, dass Weltkulturerbe und Vergnügungspark nicht unbedingt zusammen gehören, könnten auf den Geschmack kommen, sollte auf der Kokerei eine europaweit einzigartige Schausteller-Sammlungen angesiedelt werden. Die Pläne, das Schaustellermuseum des verstorbenen Sammlers Erich Knocke von der Hache­straße nach Stoppenberg zu verlagern, sind nicht ganz neu. Jetzt aber gibt es erstmals belastbare Zahlen.

„Hau den Lukas“ im Museum

Dickster Brocken des ehrgeizigen Unternehmens Markt- und Schausteller-Museum ist die Instandsetzung und Herrichtung der Gebäude mit sechs Millionen Euro. Nach Angaben von Theo Grütter, Direktor des Ruhr Museums, sieht die Machbarkeitsstudie des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) zwei Standorte vor: Der Gasometer soll die historischen Großexponate aus mehreren Jahrhunderten beherbergen (darunter Spielorgeln, Schaukelpferde, Karussells und ein interaktiver „Hau den Lukas“) und mit einer „magischen Präsentation“ echte Jahrmarktatmosphäre aufs Kokereigelände zaubern – zum Staunen, aber auch zum Selbernutzen. Die empfindlichen Exponate, nach Angaben Grütters etwa 10 bis 20 Prozent, sollen in der ehemaligen Salzfabrik untergebracht werden. Das Gebäude soll außerdem natur- und industriegeschichtliche Exponate des Ruhrmuseums zeigen und damit zu einem besonderen „Schaudepot“ des Ruhrgebiets werden.

So reizvoll die Pläne klingen, so ungeklärt ist bislang die Finanzierungsfrage. Der LVR hat für Versetzung und Einrichtung der Gebäude zwar eine Million Euro in Aussicht gestellt, doch für die Baukosten steht derzeit kein Finanztopf in Aussicht. Andererseits, erklärt Grütter, stünde die millionenschwere Dach- und Fachsanierung der Gebäude ohnehin an. Ideen für eine anderweitige Nutzung lägen auch nicht vor. Und: Auch an der Hachestraße würden die Bedingungen für Knockes Sammlung, derzeit vom „Arbeitskreis Kultur und Brauchtum Essen“ betreut, auf Sicht problematisch. Allein durch Mieteinsparungen und die kalkulierten Besuchereinnahmen von 400 000 Euro seien die geschätzten Betriebskosten von jährlich 450 000 Euro aufzufangen.

Grütter betont dabei, dass kein neues Museum mit teurer Infrastruktur entstünde. Aufsichts- und Kassenpersonal würden von der Stiftung Zollverein und der Stiftung Ruhr Museum ebenso gestellt wie die Museumspädagogen. Zudem stünde Zollverein ein solches familienfreundliches Angebot gut zu Gesicht. Eines, das neben Zuckerwatte und Kirmeslichtern freilich noch anderes braucht: „Einen Kinderspielplatz und kostenfreie Parkplätze“, sagt Grütter. Paradiesäpfelische Zeiten auf Zollverein.