Essen-Freisenbruch. . Jazz at the College: Die hinreißende holländische Dutch Swing College Band mischte mit famosen Nachwuchs-Musikern aus Essen die Aula des Gymnasiums „Wolkfskuhle“ auf. 500 Zuschauer hatten Spaß ohne Ende. Demnächst lockt die WDR Big Band.

Von wegen, Swing, Jazz oder Big Band-Sound ist eher was für alte Leute. Gut: Legendäre Bandleader wie Benny Goodman, Count Basie, Glenn Miller oder Duke Ellington sind lange im Jazzer-Himmel, die Musik aber, die sie vor allem zwischen den 1930er und 1950er Jahren entscheidend geprägt haben, lebt nicht nur weiter, sie ist geradezu quicklebendig.

Dieser Tage wieder, da mischte die preisgekrönte Dutch Swing College Band halb Freisenbruch auf und rockte im Rahmen einer Ruhrgebiets-Tournee auch die Aula des Gymnasiums Wolfskuhle. Junge Leute, manche kaum größer als ein Baritonsaxofon, brachen spontan in Begeisterung aus. Lässig schnippende Finger, enthusiastische Zugabe-Rufe, Handy-Fotos, Standing Ovations und sogar Autogrammwünsche sorgten dafür, dass selbst echte Profis wie die Niederländer am Ende fast ein wenig verlegen wurden. Toll.

„Jazz at the College“. Auch dank der Initiative von Manfred Mons vom Mülheimer Jazzclub zieht’s die Swing-Profis aus den Niederlanden immer wieder ins Ruhrgebiet, wo sie mit ambitionierten Schülern auf die Bühne steigen – um es beschwingt und beswingt mal herrlich krachen zu lassen.

Essen, keine Frage, ist ein gutes Pflaster. Am „Woku“ (Gymnasium Wolfskuhle) etwa genießt Bigband-Sound seit Jahren große Bedeutung, weil sich etwa Musiklehrer Robert Maruhn fast über Gebühr engagiert. Gute Swing-Musiker haben aber auch andere Schulen, das Burggymnasium etwa oder das Grashof-Gymnasium aus Bredeney. Sie alle hatten zwei, drei Solisten ausgeguckt, die dann mit den Profis auf der Bühne eine Einheit bildeten – ohne vorher auch nur einmal geprobt zu haben.

Das „pädagogische Konzert“ war ein Hammer, die Laune in der randvoll besetzten Aula eindeutig – und plötzlich hatten gute Noten für die Schüler eine ganz andere Bedeutung. Saxofon, Posaune, Klarinette, ein Mörder-Solo von Trommler Anton oder der laid-back gespielte Kon­trabass – alles da.

„Tin Roof Blues“,

Und als sich dann die Essener Lokalmatadore unter die Band mischten, ging die Post mal so richtig ab. Es war dieser „Tin Roof Blues“, der natürlich in New Orleans geht, in Freisenbruch aber eben auch. Spätestens da war das Eis gebrochen. Felix Osebold (Altsax.) und Adino Binondo (Klar.) vom Burggymnasium, die „Woku“-Musiker Jan Görgen (Tensax.) und Hendrik Leyerer (Piano), Juliane Janning (Altsax.) und Lennart Lücke (Euphonium) vom Grashof. Sie alle spielten, als hätten sie wirklich nie was anderes gemacht – und jeder war für einen kurzen Moment ein „King of Swing“. Hinreißend.