Essen. . Das einzige „Kompetenzzentrum für sonderpädagogische Förderung“ der Stadt schickt seine Lehrer seit fünf Jahren an umliegende Schulen, die keine Förderschulen sind. Dort sollen die Lehrer verhindern, dass Schüler auf die Förderschule müssen. Das einzigartige Konzept kann nicht fortgeführt werden.
Wenn Schülerzahlen an einer Schule sinken, ist das kein gutes Zeichen – normalerweise. An der Förderschule „Am Steeler Tor“ im Ostviertel ist das anders: Als sogenanntes „Kompetenzzentrum“ ist die Schule vor fünf Jahren angetreten, eine Förderschule zu werden, die im Idealfall irgendwann gar keine eigenen Schüler mehr hat. Denn: Die Lehrer arbeiten auch an den Schulen in der Nachbarschaft, die keine Förderschulen sind. Kinder, die dort Wackelkandidaten sind und denen ein Gang auf die Förderschule droht, soll so erspart werden, dauerhaft zur Förderschule zu müssen.
Die Förderschule am „Steeler Tor“ ist die einzige in Essen, die sich entschloss, ein solches „Kompetenzzentrum“ zu werden. „Damals hatten wir 184 Schüler“, berichtet Susanne Röder, die Schulleiterin. „Heute sind es noch 121.“ Die Schülerzahl hat, im direkten Vergleich, erheblich abgenommen. „Und das“, sagt Susanne Röder, „obwohl in unserem Einzugsbereich die Zahl der Kinder und Jugendlichen zu- statt abnimmt.“
Das „Steeler Tor“ arbeitet mit rund 20 Grundschulen und einigen weiterführenden Schulen zusammen. Pädagogen gehen für zwei bis fünf Stunden pro Woche in die umliegenden Schulen, begleiten dort jene Schüler, denen ein Gang zur Förderschule droht. Mit dabei sind Sozialarbeiter und verschiedene Kooperationspartner. Schon 2010 hieß es in einem ersten Zwischenbericht, die Zahl der Gutachten, die geschrieben werden müssen, wenn ein sonderpädagogischer Förderbedarf erkennbar wird, habe deutlich abgenommen. Es hieß damals auch: Vorbehalte von Schulleitern und Lehrern, die Sonderpädagogen würden als Besserwisser auftreten und erheblich in den Unterricht eingreifen, lösten sich nach kurzer Zeit in Luft auf.
„Es gibt Kinder, die haben wir von der Kita an durch die Grundschule und bis in die weiterführende Schule begleitet“, berichtet Susanne Röder. Entstanden sei ein stadtteilweites Netzwerk, das auch künftig bestehen bleiben soll. Denn: Die Arbeit als „Kompetenzzentrum“ mit Lehrern, die auch an benachbarten Schulen unterwegs sind, hört 2014 auf. So will es das neue Schulgesetz, das dann in Kraft tritt. „Wir haben sicher einen großen Beitrag geleistet auf dem Weg zur Inklusion“, sagt Susanne Röder.
Dass dies zum Normalfall wird und Pädagogen mit Sonderpädagogen ganz regulär zusammenarbeiten, vor allem an weiterführenden Schulen, „das wird noch viele Jahre dauern“, glaubt Röder. „Inklusion“ müsse auch akzeptiert werden. „Dann kann da etwas Gutes bei herauskommen.“