Messe-Umbau-Gegner erneuern ihre Kritik an „falschen Zahlen“ und an hohen Zuschüssen für die Messe.

Essen. Den Begriff „Messe-Gegner“ hört Jens Wientapper nicht gerne. „Ich weiß, wie wichtig eine Messe sein kann. Aber sie muss wirtschaftlich sein, ein Konzept und eine Positionierung haben. Und sie sollte nicht, wie in Essen, hoch subventioniert werden.“ Deshalb engagiert sich Wientapper als Messe-Umbau-Gegner. Am Freitag hatte er mit seinem Mitstreiter Prof. Wilfried Breyvogel ins Filmstudio im Glückaufhaus geladen. Dort hängt ein Plakat für einen Film aus dem Nahen Osten, auf dem eine riesige Handgranate die Protagonisten trennt. Explosive Stimmung. Wie beim Thema „Messe in Essen“.

Gestern attackierten Wientapper und Breyvogel erst mal Oberbürgermeister Reinhard Paß. Der will die Bürger vor dem Entscheid am 19. Januar, Zitat, „mit den notwendigen Informationen versorgen, um eine Grundlage für eine abgewogene Entscheidung zu schaffen.“ Auf eine gewünschte Überprüfung ihrer Informationen aus dem September hätten die Messe-Umbau-Gegner aber bis heute noch keine Antwort vom OB erhalten. „Unprofessionelles Verhalten“, schimpfte Breyvogel und warf dem Stadtoberhaupt vor, sein Amt und sein Mandat als Messe-Aufsichtsratsvorsitzender nicht zu trennen. Die Stadt reagierte noch am Freitagnachmittag: Der OB sei gehalten, einen mit 82-prozentiger Mehrheit gefassten Beschluss des Rates auch in der Öffentlichkeit zu vertreten. „Ich tue das gern, weil mir die Messe und ihr Wohlergehen am Herzen liegen. Sie ist ein Pfund in unserer Wirtschaftsförderung und unserer Stadt“, ließ sich Paß zitieren.

„Vermietbare Hallenfläche wird kleiner“

Jens Wientapper und Prof. Wilfried Breyvogel legten viele Zahlen vor, mit denen sie für ihr Anliegen werben wollen. Sie werfen der Messe vor, über eine falsche Berechnung eine zu große Eigenfläche zu präsentieren. „Die vermietbare Hallenfläche nach dem Umbau wird kleiner“, so die Messe-Umbau-Gegner. Sie stören sich daran, dass von 1996 bis 2016 nach ihrer Schätzung 600 Millionen Euro Steuergelder in die Messe investiert würden. Die hatte zuletzt zwar ein positives Ergebnis erzielt, erhält aber hohe Zuschüsse aus dem Stadtsäckel. Und das, obwohl die oft angeführten Steuereinnahmen nach Ansicht der Gegner eher überschaubar ausfallen. 250 000 Euro Steuern jährlich aus der Essener Hotelbranche hat Wientapper errechnet. Mit Einnahmen aus der Gastronomie wären es etwa 750 000 Euro. Die Befürworter sprächen von 3,4 Millionen Euro.

Dienstags und donnerstags werden die Messe-Umbau-Gegner jetzt für ihr Anliegen werben. Erstmals nächste Woche jeweils um 19 Uhr im evangelischen Gemeindezentrum in Katernberg (Dienstag) und in Rüttenscheid (Donnerstag).