Essen.. Die beiden Kommissare Michael Fuchß und Jürgen Dahles vom Kommissariat Vorbeugung gaben WAZ-Lesern wertvolle Tipps, wie sie sich besser vor Einbrechern schützen können. Im Herbst und Winter schnellen die Einbruchzahlen in die Höhe. Appell: Bei Verdacht ruhig den Polizeinotruf 110 wählen.

Die WAZ-Telefone klingelten fortwährend. Zwei Stunden lang standen die Kriminalhauptkommissare Jürgen Dahles und Michael Fuchß den Lesern Rede und Antwort. Fazit: Das Interesse an verbessertem Diebstahlschutz ist immens. Das Gesprächsprotokoll in Auszügen:

Ich lebe in einer Parterrewohnung. Die GeWoBau würde zwar in Diebstahlschutz investieren, verlangt aber 35 Euro mehr Miete - viel Geld für eine Rentnerin. Reicht es, wenn ich öfter die Rollläden runterließe?

Michael Fuchß: Nein, Rollläden sind nur ein Sichtschutz, kein Einbruchschutz. Die meisten Einbrüche passieren tagsüber, dann sind sie eh oben. Selbst wenn sie unten sind, halten sie keinen Einbrecher auf. Wer Sicherheit will, muss bei Türen und Fenstern anfangen.

Meine Fenster haben abschließbare Griffe. Schützen die?

Jürgen Dahles: Nein, sie sind eine reine Kindersicherung und halten Einbrecher nicht ab. Die hebeln das Fenster trotzdem in wenigen Sekunden auf.

Ich habe mir einen so genannten „Mini-Alarm“ angeschafft, der einen Warnton abgibt. Ist das gut oder pipifax?


Fuch
ß: Eindeutig Letzteres, es handelt sich um ein besseres Spielzeug und ist reine Geschäftemacherei. Oft werden diese Geräte für ein paar Euro beim Discounter angeboten. Einbrecher würden das Teil jedoch im Handumdrehen abstellen oder zerstören. Außerdem: Das Piepen ist im Ernstfall so leise, dass es schon im Nebenraum überhört wird.

Dahles: Das ist unnötig und womöglich fahrlässig. Wenn Sie verdächtige Personen bemerken, sollten Sie sofort die „110“ anrufen. Die Leitstelle schickt dann gegebenenfalls einen Streifenwagen raus. Auf diese Weise haben wir schon etliche Einbrecher auf frischer Tat gepackt. Dringend rate ich davon ab, abzuwarten oder gar selber zur Tat zu schreiten. Das könnte die Sache gefährlich verschärfen.
Wo gibt es „Künstliche DNA“ und wie funktioniert’s
?

Fuchß: Der Polizei in NRW liegen keine aussagekräftigen Ergebnisse vor. Die Bahn verspricht sich davon wohl Vorteile im Kampf gegen Kupferdiebe. Metallteile werden so bearbeitet, dass sie im Falle eines Diebstahls auf Anhieb identifiziert und dem Besitzer zurückgegeben werden können. Uns geht’s aber nicht um Eigentumsnachweise für Diebesgut, sondern um Vorbeugung. Interessenten sollten bedenken, dass Folgekosten anfallen.

Dahles: Entscheidend ist die Mechanik an Fenstern und Türen. Eine wirksame Nachrüstung erreichen Sie mit Aufschraubprodukten, die meistens länger als drei Minuten standhalten. Und darauf kommt’s an. Die meisten Diebe brechen nach drei Minuten ab, weil sie Angst haben, erwischt zu werden. Ebenfalls sehr effizient sind so genannte „Pilzkopf“-Beschläge, die leichtes Aufhebeln verhindern.

Was suchen Einbrecher eigentlich?

Fuchß: In erster Linie Schmuck und Bargeld. Computer und Fernseher lassen sie oft stehen, weil sie zu unhandlich sind.

Im Fernsehen bewerben sie Bewegungsmelder, die in der Wohnung bei Abwesenheit einen laufenden Fernseher simulieren sollen oder bellende Hunde. Hilft das?
Dahle
s: Solche Geräte eignen sich höchstens als flankierende Maßnahme, vor Einbrechern schützen sie nicht.

Ich habe den Zylinder im Türschloss ausgewechselt.

Fuchß: Wichtiger als das Schloss ist die Stabilität des Türblattes. Hilfreich sind Panzerriegel, die quer übers ganze Blatt gehen.

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