Margarethenhöhe/.
Wer Essen im Geiste der Vergangenheit betrachtet, der kommt entweder auf die Regentschaft der Äbtissinnen oder auf die Zechen zu sprechen. Verborgen hinter den historischen Fakten der Stadt verbirgt sich allerdings eine mystische und märchenhafte Vergangenheit, die zu Sagen über wimmernde Gespenster und verführerische Nixen führt. In diese Sagenwelt hat Stephan Haas vom Tourservice Ruhr einen vollbesetzten Reisebus entführt. Unter dem Motto „Essen sagenhaft entdecken“ machte er auf die vielen Orte aufmerksam, die an alte Legenden der Stadt erinnern.
Einer dieser Orte: Der Kurienplatz, auf dem ein goldenes Hähnchen auf einem hohen Podest über die Innenstadt wacht. Die Legende erzählt von einer Hochzeitsfeier für die Bürgermeistertochter des mittelalterlichen Essens. Eine Räuberbande witterte die Chance auf einen erfolgreichen Raubzug, als die Bürger ihren Rausch am nächsten Tag ausschlafen mussten. Und tatsächlich merkten selbst die vom Bier gelähmten Nachtwachen nichts, als die Räuber über die Stadtmauer kletterten. Pech für die Gauner: Sie landeten auf der anderen Seite der Mauer genau neben einem Hühnerstall und weckten den Hahn. Der holte mit seinem lauten Krähen alle verkaterten Essener aus den Betten. Die Räuber flüchteten, der Hahn war ein Held.
Solche Essener Legenden haben vielen Teilnehmern der Thementour ihre Stadt in ungewohntem Licht erscheinen lassen. „Es ist echt schön, sich mal als Touristin in seiner eigenen Stadt zu fühlen“, freute sich Teilnehmerin Andrea Becker. Und auch ihre Freundin Susanne Elsen war amüsiert und überrascht von den vielen Orten, die an die Sagen erinnern.
Schatz in 1000 Meter Tiefe
Denn manche Plätze sind ganz offensichtlich „sagenumwoben“. Der „Schatzgräberbrunnen“ auf der Margarethenhöhe zum Beispiel. Bis heute ist darauf die Inschrift zu lesen: „Grabt Schätze nicht mit Spaten, sucht sie in edlen Taten.“ Die Geschichte dazu erzählt von einem verborgenen Schatz, der ganz in der Nähe des Brunnens in einem Waldstück schlummert. Bergleute versuchten ihn der Legende nach einst zu heben. Erfolg hat dabei aber nur derjenige, der den Schatz in aller Stille sucht. Mit einem Spaten soll einer der Kumpel gegraben haben – und sich schließlich beim Fund so laut gefreut haben, dass Blitz und Donner die wertvolle Kiste 1000 Meter tief zurück ins Erdreich beförderten. Stephan Haas überließ es natürlich der Fantasie der Teilnehmer, ob der Schatz immer noch darauf wartet, gehoben zu werden.
Die einzige Geschichte, die die beiden Borbeckerinnen Andrea Becker und Susanne Elsen natürlich schon kannten, war die „Sage vom „ungetreuen Münzmeister Jasper“. Der soll vom Teufel heimgesucht und zum Beimischen von Blei in die Gold- und Silbermünzen überredet worden sein. Seit diesem Tage wurden nie mehr Münzen in Borbeck geprägt, aber noch heute erinnert ein Gemälde im Schloss Borbeck an die Legende. Die Spuren zu den Essener Sagen lauern eben überall im Stadtgebiet– wenn man denn nur die Augen offen hält.