Achim Middelschulte, Vorsitzender des Folkwang Museumsvereins, will der drastischen Klage von Direktor Tobia Bezzola, am Folkwang werde aufgrund der Haushaltssperre derzeit zu hart gespart, nicht folgen. Das Geld sei überall knapp.

Würde die Kunstkritik in diesem Jahr nicht nur Preise für die beste Ausstellung vergeben, sondern auch für klare Worte, hätte Folkwang-Museumschef Tobia Bezzola vermutlich Aussicht auf den Titel. Seine drastischen Klagen über die Folgen der Haushaltssperre („Das Museum wurde stillgelegt“) haben nicht nur in der Kunstszene für Aufsehen gesorgt. Während sich Ohrenzeugen der CDU-Veranstaltung weiter fragen, ob Bezzolas Aussagen nun kalkulierter Notruf oder eine spontane, emotionale Reaktion waren, wird anderswo das vermittelnde Wort gesucht.

So kann sich Achim Middelschulte, Vorsitzender des Folkwang Museumsvereins, den Schreckensnachrichten aus dem Museum nicht anschließen. Im Folkwang sei die Situation derzeit „nicht dramatischer als anderswo“, findet er. Vor allem der Stadt, so Middelschulte, sei „kein Vorwurf“ zu machen. Im Gegenteil sei das Bemühen groß, den Betrieb trotz Haushaltssperre im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten aufrecht zu erhalten.

Middelschulte verfolgt die Geschicke des Museums seit Jahrzehnten, auch als Förderer des Groß-Sponsors Eon. Im Herbst 2014 steht mit „Inspiration Japan“ das nächste Projekt vor der Tür. Ob die traditionsreiche Zusammenarbeit danach fortgesetzt wird, lässt Middelschulte offen. „Es gibt Vorstellungen, aber es noch keine Gespräche über Verträge.“

Als Vorsitzender des Folkwang Museumsvereins freilich hat er ein beträchtliches Wort mitzureden. Teilen sich Stadt und Verein doch nicht nur die Verantwortung bei Personalentscheidungen und Ankaufs-Fragen, sondern auch die kostbare Osthaus-Sammlung. Der vor über 90 Jahren mit 15 Millionen Reichsmark ermöglichte Kauf der Meisterwerke aus Hagen durch Essener Bürger hat schließlich den Grundstein für diese bundesweit ziemlich einmalige und damals erste „Public Private Partnership“ gelegt, wie Middelschulte sie nennt.

Schatz und Sorgenkind

Die Osthaus-Sammlung mit ihren Meisterwerken von Monet bis Gauguin ist der Schatz des Hauses, aber in puncto Besucherzahlen eben auch ein Sorgenkind. Schon Bezzolas Vorvorgänger Hubertus Gaßner hat 2003 beklagt, dass die Sammlungsräume an Werktagen so gut wie leer seien, wenn nicht Schulklassen verpflichtet würden. Damals wurde bereits die Idee des freien Eintritts für Sammlungsbesucher ins Spiel gebracht. Bezzola hat den Gedanken jetzt wieder aufgegriffen. Zumindest an Wochenenden soll der Eintritt mit Sponsoren-Hilfe kostenfrei sein. Die Nationalbank wird im Dezember den Anfang machen.

Denn das Geld bleibt mit oder ohne Haushaltssperre knapp. Obwohl die Stadt dem Museums-Etat nach der Eröffnung des Chipperfield-Baus aufgestockt hat.