Streitigkeiten zwischen libanesischen Familien haben gestern Nachmittag in Altendorf mindestens zwei Verletzte gefordert. Bei einer Amokfahrt wurde eine 24-jährige Fußgängerin auf dem Bürgersteig der Altendorfer Straße in Höhe der der Hausnummer 300 von einem Auto erfasst und schwer verletzt. Einer Begleiterin des Opfers soll der Wagen über den Fuß gerollt sein. Sie kam mit leichten Verletzungen davon. Der Fahrer flüchtete zunächst in seinem dunklen Citroen.

Kurz nach dem Zwischenfall herrschte schnell der Ausnahmezustand im Stadtteil: Dutzende Schaulustige säumten die Straße, die Polizei und die Rettungskräfte der Feuerwehr rückten mit einem Großaufgebot an. Straßen wurden gesperrt, die Bahnen fuhren nicht, und es soll ein Schuss gefallen sein.

Wer ihn abgegeben haben könnte, wo das Projektil einschlug, ist nicht bekannt. „Es hat jedenfalls keine weiteren Verletzten gegeben und eine Waffe wurde nicht gefunden“, sagte Polizeisprecher Lars Lindemann am frühen Abend, als die Lage wieder etwas übersichtlicher war, die Hintergründe des Falls aber noch längst nicht durchschaubar waren.

Handelte es sich um einen gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr oder einen Totschlags-Versuch? In dieser Frage wollte sich die Polizei, die direkt nach dem Zwischenfall eine Großfahndung einleitete, am Abend noch nicht festlegen. Die Ermittlungen gehen in Richtung eines Verkehrsdelikts, hieß es am Abend. Die Flucht des mutmaßlichen Amokfahrers konnte jedenfalls schnell beendet werden. Der Mann, dessen Alter bis zum Abend nicht zu klären war, und zwei Insassen seines Autos wurden an der Heintzmannstraße in Altendorf festgenommen. Zunächst gingen die Aussagen darüber auseinander, ob zwei Männer und eine Frau oder ein Mann und zwei Frauen in dem Unfallwagen gesessen haben. Ein vierter Verdächtiger, der mit einem roten Honda hinter dem Citroen auf den Bürgersteig gefahren war, wurde ebenfalls festgenommen.

Nach NRZ-Informationen könnte die Attacke die Fortsetzung eines Streits tags zuvor in Frohnhausen gewesen sein: Ebenfalls bei Familienstreitigkeiten soll die 24-Jährige den Citroen beschädigt haben. Ein 38-Jähriger wurde bei der Auseinandersetzung leicht verletzt. Er soll bei der gestrigen Amokfahrt am Steuer gesessen haben.

Unmittelbar vor dem gestrigen Zwischenfall soll es nach bislang unbestätigten Berichten von Augenzeugen zu Randale auf offener Straße gekommen. Sechs bis acht Beteiligte, so heißt es, schlugen aufeinander ein. „Ich weiß noch nicht, ob das stimmt“, sagte Lindemann am Abend. Unklar ist auch, in welchem Zusammenhang eine solche Auseinandersetzung mit der späteren Attacke steht, die sich gegen 15.30 Uhr ereignete. Wie die Polizei berichtete, entfernte sich ein Teil der Gruppe zu Fuß über die Altendorfer Straße. Ein dunkler Citroen folgte den Passanten. Plötzlich habe der Fahrer Gas gegeben und sei „gezielt“ auf den Bürgersteig gefahren und habe auf die 24-Jährige zugehalten. „Die Frau erlitt sehr ernste Verletzungen“, sagte Lindemann.

Die Altendorfer Straße war nach dem Vorfall auf einem Abschnitt in Höhe der Serlostraße gesperrt. Die Straßenbahnen 103 und 105 der Evag wurden zwischen den Haltestellen Helenen-straße und Bockmühle umgeleitet.