56-Jährige räumte Schläge und Tritte gegen Vierjährige in der Wohnung an der Stolbergstraße ein. Warum Sinatou starb, kann sie sich aber nicht erklären. Jetzt wurde sie in einer Forensik untergebracht.

Sinatou war ein „sehr fröhliches Kind“, sagt Todesermittler Michael Weskamp. Doch massive Schläge ihrer Stiefmutter beendeten jäh das vier Jahre junge Leben des Mädchens aus Togo. Als die Leiche mit schweren Kopf- und Hirnverletzungen am vergangenen Wochenende in einer Wohnung an der Stolbergstraße in Bergeborbeck von Rettungskräften entdeckt wurde (die NRZ berichtete), war das Kind bereits mehrere Tage tot. Die 56-Jährige hatte den Leichnam im Schlafzimmer abgelegt, das sie abschloss, bevor sie Tage später erfolglos versuchte, sich das Leben zu nehmen. Ein Abschiedsbrief fand sich nicht, wohl aber jede Menge Aufzeichnungen, die überall in der Wohnung verteilt waren. „In gewissen Situationen schreibe ich viel“, gestand die Frau den Ermittlern.

Vor dem Haftrichter

Inzwischen wurde die Frührentnerin einem Haftrichter vorgeführt und in eine forensische Klinik eingewiesen. Ob die Frau aus Bergeborbeck, die die Polizei für dringend tatverdächtig hält, schuldfähig ist oder nicht, müssen nun Psychiater entscheiden.

Am Donnerstag gaben Staatsanwältin Elke Hinterberg und Michael Weskamp, Chef des für Todesermittlungen zuständigen Kommissariats 11, weitere Erkenntnisse aus dem Verfahren bekannt. Nach ihren Worten litt die Stiefmutter, die sich seit Jahren in ärztlicher Behandlung befindet, unter Wahnvorstellungen. Sie sei angegriffen worden, sagte sie den Ermittlern in einer ersten Vernehmung. Schläge und Tritte gegen das Mädchen habe sie dabei eingeräumt. Ebenso, „Gegenstände“ benutzt und „Kämpfe in der Wohnung durchgeführt“ zu haben, sagte Hinterberg. Den Tod der kleinen Sinatou könne sie sich aber nicht erklären, zumal sie das Kind eigentlich habe beschützen wollen.

Gegen den Protest der Mutter in Togo, die der Polizei namentlich bekannt ist, sei das Mädchen vor zwei Jahren von ihrem angeblich leiblichen Vater nach Deutschland gebracht worden. Der 46-Jährige wollte seiner deutschen Ehefrau damit einen lange gehegten Wunsch erfüllen.

Seit 13 Jahren verheiratet

Seit 13 Jahren sind die beiden inzwischen verheiratet, führten ein offenbar unauffälliges Leben und bis zuletzt soll es keinerlei Hinweise auf eine am Ende tödliche Tragödie gegeben haben. In der Rechtsmedizin wurden jetzt zwar ältere Verletzungen an Sinatous Körper festgestellt. Doch die waren erst wenige Wochen alt und „hätten nicht unbedingt auffallen müssen“, sagt Weskamp – selbst Ärzten nicht, auch nicht Erziehern, die das Mädchen als lebensfroh beschrieben.

Wie der Vater, der das alleinige Sorgerecht für das Kind besitzt, gegenüber der Polizei erklärte, halte er sich ein bis zwei Mal im Jahr in Togo auf, da er dort als Familienoberhaupt gefragt sei. Bei einer dieser Besuche in Afrika, will er Sinatou gezeugt haben. Sie sei seine leibliche Tochter und nicht von ihm adoptiert worden. Ob dies tatsächlich stimmt, ist für die Ermittler die noch einzige offene Frage. Doch auch die soll nun noch geklärt werden: mit einem Vaterschaftstest.