Heisingen.
In einem Gotteshaus, das seit 125 Jahren die Gläubigen beherbergt, in dem getauft, geheiratet und beerdigt, gesungen, gebetet und gebeichtet wurde und wird, erzählt jeder Stein eine Geschichte. Das ist sicherlich einer der Gründe, warum die katholische Gemeinde in Heisingen sich das Motto „Lebendige Steine!“ zum 200-jährigen Bestehen ausgesucht hat. Schon das ganze Jahr über wird in dem südlichen Stadtteil die Gründung gefeiert: Eine Pilgerreise nach Rom, die Feier des Georgs-Tages, eine Fronleichnamprozession auf dem Baldeneysee und eine Wallfahrt nach Werden waren nur einige der Höhepunkte.
Ein weiterer steht kurz bevor: Am Sonntag, 10. November, feiert der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck gemeinsam mit den Gläubigen, zwei ehemaligen Pfarrern und dem jetzigen Pastor Marius Linnenborn das feierliche Pontifikalamt. Das Datum hat für die Gemeinde eine besondere Bedeutung, erklärt Pastor Marius Linnenborn: „Fast genau auf den Tag vor 200 Jahren, am 11. November 1813, wurde Friedrich Weitz als erster Pfarrer in Heisingen eingeführt.“ Damals predigte er allerdings noch in einer Kapelle und nicht von der Kanzel in St. Georg; die Kirche wurde erst 75 Jahre später geweiht. Seitdem ist sie der unübersehbare Mittelpunkt des Stadtteils, mit einem schlanken Turm, der „wie ein ausgestreckter Finger in den Himmel zeigt, ... damit dieser nicht aus dem Blick gerät“, formuliert Linneborn treffend in der Jubläumsfestschrift.
Den „grünen Turm“ nennen die Heisinger ihren Kirchturm und so hieß auch jahrzehntelang der Pfarrbrief. Bis 2008 landete er vierteljährlich in den Briefkästen der Gemeindemitglieder, dann wurde die Pfarrei St. Georg aufgelöst. Seitdem gehört sie als Gemeinde zur Großpfarrei St. Josef Essen Ruhrhalbinsel. Für viele Heisinger Katholiken war das ein bitterer Einschnitt, der bis heute schmerzt. Trotzdem ist das Gemeindeleben „sehr lebendig und der Zusammenhalt groß“, versichert Monika Schrübbers. Das liegt am immer noch dörflichen Charakter des Stadtteils, der erst seit 1929 zu Essen gehört.
Monika Schrübbers begeht übrigens ihr eigenes kleines Jubiläum: Die pensionierte Religionslehrerin sitzt seit 30 Jahren im Gemeinderat und gestaltet so das kirchliche Leben mit. Kontinuität, auch das ist typisch für St. Georg. Genauso wie Offenheit: Die zeigt sich besonders in der guten Zusammenarbeit mit der evangelischen Kirchengemeinde in Heisingen, „um die uns viele beneiden“, so Linnenborn. Seit mehreren Jahren feiert man gemeinsam eine ökumenische Woche (18. bis 22. November), zu der neben einem ökumenischen Gottesdienst auch die „Nacht der offenen Kirche“ gehört.