Essen hat ein wunderbares Museum, das strenggenommen für eine so finanzarme Stadt zu groß ist. Das ist schon lange klar. Dennoch darf die Stadt das Museum Folkwang auf keinen Fall in die Mittelmäßigkeit abrutschen lasse

Kaum ein Jahr ist Tobia Bezzola jetzt im Amt, von Beginn an waren die Finanz-Probleme sein Begleiter, und inzwischen scheint beim Direktor des Museums Folkwang der Frust übermächtig zu werden. Wer im halb-offiziellen Rahmen sagt, er bedaure es, überhaupt gekommen zu sein, sendet eindeutige Signale aus. Tatsächlich hat es ja etwas Absurdes: Da besitzt Essen ein wunderbares, neues Haus, eine der schönsten Museums-Architekturen der Welt, und nun fehlt das Geld, um Ausstellungen zu machen, die dieser „Hülle“ entsprechen. Sinkende Besucherzahlen sind die Folge. Nur noch eine schöne Erinnerung sind derzeit die früheren, von den ansässigen Energiekonzernen ermöglichten Mega-Veranstaltungen, die Hunderttausende Kunst-Interessierte aus der ganzen Republik nach Essen zogen. Eon und RWE haben inzwischen leider andere Sorgen.

Allerdings: Überraschend kommt das alles nicht. Hier schreibt jemand, der von Anfang an sehr stolz darauf war, ein solches Haus in seiner Stadt zu wissen, doch gleichzeitig war eigentlich immer klar, dass Essens finanzielle Leistungskraft schon für den Grundbetrieb zu klein ist. Wenn sich dann auch noch die starken Sponsoren rar machen, die manche Extras mitfinanzierten, mag einen Mann wie Bezzola schon mal die Verzweiflung packen. Zu Beginn seiner Amtszeit setzte der Schweizer Hoffnungen auf eine engagierte, großzügige Bürgerschaft, die für ihr Museum bereitwillig Herz und Portemonnaie öffnet. Allerdings: Wir sind hier nicht in New York, nicht mal in Basel oder Zürich. Das große Geld, das es in Essen zweifellos ebenfalls gibt, scheint beim privaten Sponsoring andere Prioritäten zu haben, teils wohl auch gar keine. Das ist schade. Das Museum Folkwang, dieses herrliche Geschenk von Berthold Beitz und der Krupp-Stiftung, braucht den Bürgersinn der Essener, vor allem der reicheren.

Davon abgesehen kann sich die Stadtspitze unter der Überschrift Folkwang aber einfach kein Provinz-Niveau leisten, wenn sie Schaden für das Ansehen Essens vermeiden will. Im Zweifel wäre es besser, in der Breite zu sparen als ausgerechnet hier. Mittelmaß ist am ehesten verzichtbar, auch wenn das Geschrei hie und da groß wäre. Gleichzeitig muss Bezzola versuchen, aus dem Wenigen das Beste zu machen. Ob er das tatsächlich will und kann, muss sich bald erweisen.