Essen. . Der Direktor des Essener Museum Folkwang, Tobia Bezzola, sieht wegen der Haushaltssperre der Stadt dramatische Folgen. Ausstellungs-Projekte lägen auf Eis: „Wir kämpfen derzeit um ein Rumpfprogramm“, sagt Bezzola. Und seinen Wechsel aus Zürich bereut er schon.

Das Museum Folkwang droht in schwieriges Fahrwasser zu geraten. Hatte der seit Januar amtierende Museumschef Tobia Bezzola zuletzt erst angekündigt, das Haus durch ein häufiger wechselndes Ausstellungsprogramm intensiver zu bespielen und stärker ins Bewusstsein der Besucher zu rücken, sieht der Züricher Museumsmann die Zukunft des Chipperfield-Baus angesichts der aktuellen Finanzsituation inzwischen offenbar insgesamt gefährdet. „Wir kämpfen derzeit nur noch um ein Rumpfprogramm!“, erklärte er bei einer Podiumsdiskussion der CDU-Fraktion über bürgerschaftliches Engagement. Auf die Frage, ob er seinen Wechsel nach Essen schon bereut habe, antwortete Bezzola am Dienstag unumwunden mit „Ja“.

Grund für Bezzolas Ärger ist die von Kämmerer Lars Martin Klieve verordnete Haushaltssperre, die jede freiwillige Ausgabe verbietet. Damit sei das Haus derzeit praktisch „stillgelegt“, die Planungen der vergangenen neun Monate seien zunichte gemacht. Mit dramatischen Folgen für die Ausstellungsjahre 2015/2016. Langfristige Absprachen mit Künstlern und Museen hätten abgesagt werden müssen. „Das schadet dem Haus und das schadet mir persönlich.“

Debatte über die Zukunft des Museums ist eröffnet

Das emotionale Beben, das die Haushaltssperre bei Bezzola ausgelöst hat, mag damit zu tun haben, dass man im reichen Zürich mit finanziellen Ausnahmesituationen wie einer Haushaltssperre wenig Erfahrung hat. Gleichwohl ist mit Bezzolas bitterer Einlassung die Debatte eröffnet, wie das große Haus mit seiner großartigen Osthaus-Sammlung in Zukunft geführt werden kann. Für Susanne Asche, kulturpolitische Sprecherin der CDU, stellt sich beispielsweise die Frage, „ob man ein Haus von diesem Rang und dieser Größe wie ein normales Stadtamt führen muss oder ob über eine Umwandlung in eine andere Rechtsform wie eine gGmbH oder Stiftung nachgedacht werden kann.

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„Es muss sichergestellt sein, dass die Arbeit im Museum nicht monatelang stillsteht, weil so ein Haus langfristig planen muss“, sagt Kulturdezernent Andreas Bomheuer. Deshalb habe man sich auch gleich nach Verhängung der Haushaltssperre über Ausnahme-Lösungen verständigt, die Mittel seien bereits frei gegeben. Die Stadt bringt jährlich 4,5 Millionen Euro für Personal und Sachkosten auf. Populäre Ausstellungs-Projekte wie die Karl-Lagerfeld-Schau Anfang 2014 sind von der Haushaltssperre nicht betroffen.

Auch für Susanne Asche zählt, dass das Haus langfristig keinen Schaden nimmt. Von einem „Beitz-Mausoleum“ wie es Bezzola für ein finanziell ausgeblutetes Museum prophezeit, sei das Folkwang aber weit entfernt.