Essen. Seit dem Jahr 1074 thront die Stiftskirche auf dem Kapitelberg in Essen-Stoppenberg. Erbaut wurde sie von der Äbtissin Swanhild. Der Sakralbau ist Zeuge einer Zeit, als das Stift Essen zu den bedeutendsten kirchlichen Kleinstaaten Europas gehörte. Noch heute ist es ein besonderer Ort.

Wenn man Glück hat, sitzt man ganz allein in der Stiftskirche, wenn die Nonnen Sonntag nachmittags leise anfangen zu singen. Zu sehen sind sie nicht hinter der hölzernen Wand, die den Kirchenraum trennt, doch umso besser zu hören. Schon vorher, beim Aufstieg, stellt sich am Kapitelberg in Stoppenberg dieses Außer-der-Welt-Gefühl ein, wenn die frommen Frauen ihre Stimmen erheben, wird es geradezu übermächtig. Der Kontrast zwischen der entrückten Atmosphäre hier oben und der viel befahrenen Essener Straße kaum fünf Gehminuten weiter unten könnte krasser nicht sein.

Seit dem Jahr 1074 thront auf der natürlichen Erhebung über dem heutigen St.-Vincenz-Krankenhaus die dreischiffige romanische Pfeilerbasilika. Erbaut von der Äbtissin Swanhild ist das Bauwerk Zeuge einer Zeit, als das Stift Essen zu den bedeutendsten kirchlichen Kleinstaaten Europas gehörte. Essen und das lange rein agrarisch geprägte Umland der Stadt haben sich sehr verändert seit dem Hochmittelalter, der Kapitelberg aber nicht allzu sehr. Das macht ihn zu einem besonderen, mehr noch: zu einem magischen Ort. Auch wer kein religiöser Mensch ist, kann sich dem schwer entziehen. Und warum auch?

Wer zu Fuß zur Stiftskirche in Stoppenberg geht, bekommt gleich so ein Pilgergefühl

Stiftskirche Maria in der Not

Erbaut wurde die Stiftskirche Maria in der Not im 11. Jahrhundert. Die Auftraggeberin war die Äbtissin Schwanhilde.
Erbaut wurde die Stiftskirche Maria in der Not im 11. Jahrhundert. Die Auftraggeberin war die Äbtissin Schwanhilde. © Jörg Schimmel / WAZ FotoPool
Der Kapitelberg, auf dem die Stiftskirche liegt, ist circa 80 Meter hoch.
Der Kapitelberg, auf dem die Stiftskirche liegt, ist circa 80 Meter hoch. © Jörg Schimmel / WAZ FotoPool
Alte Bäume und Grünflächen säumen die Stiftskirche.
Alte Bäume und Grünflächen säumen die Stiftskirche. © Jörg Schimmel / WAZ FotoPool
Die heutige dreischiffige romanische Pfeilerbasilika aus Ruhrsandbruchstein zeigt im Wesentlichen den Zustand nach einem Umbau von 1241.
Die heutige dreischiffige romanische Pfeilerbasilika aus Ruhrsandbruchstein zeigt im Wesentlichen den Zustand nach einem Umbau von 1241. © Jörg Schimmel / WAZ FotoPool
Einen Ort der Ruhe bietet die Stiftkirche.
Einen Ort der Ruhe bietet die Stiftkirche. © Jörg Schimmel / WAZ FotoPool
Vor der Industrialisierung bestimmten die Essener Stiftsdamen über die Bauernhöfe, die im Schatten der im Kern romanischen Basilika existierten. Mit den Zechen Zollverein und Ernestine kamen die Bergleute.
Vor der Industrialisierung bestimmten die Essener Stiftsdamen über die Bauernhöfe, die im Schatten der im Kern romanischen Basilika existierten. Mit den Zechen Zollverein und Ernestine kamen die Bergleute. © Jörg Schimmel / WAZ FotoPool
Die im Jahr 1074 geweihte Stiftskirche in Stoppenberg ist heute Heimat des Frauenordens der unbeschuhten Karmeliterinnen.  und eine der bedeutendsten sakralen Sehenswürdigkeiten in Essen.
Die im Jahr 1074 geweihte Stiftskirche in Stoppenberg ist heute Heimat des Frauenordens der unbeschuhten Karmeliterinnen. und eine der bedeutendsten sakralen Sehenswürdigkeiten in Essen. © Jörg Schimmel / WAZ FotoPool
Die Stiftskirche zählt zu den  bedeutendsten sakralen Sehenswürdigkeiten in Essen.
Die Stiftskirche zählt zu den bedeutendsten sakralen Sehenswürdigkeiten in Essen. © Jörg Schimmel / WAZ FotoPool
Fixpunkt der heiligen Vergangenheit ist die uralte Stiftskirche „Maria in der Not“ auf dem Kapitelberg.
Fixpunkt der heiligen Vergangenheit ist die uralte Stiftskirche „Maria in der Not“ auf dem Kapitelberg. © Jörg Schimmel / WAZ FotoPool
Ein Ort der Besinnung und Ruhe ist die Stiftskirche Maria in der Not.
Ein Ort der Besinnung und Ruhe ist die Stiftskirche Maria in der Not. © Jörg Schimmel / WAZ FotoPool
Ein Ort der Besinnung und Ruhe ist die Stiftskirche Maria in der Not.
Ein Ort der Besinnung und Ruhe ist die Stiftskirche Maria in der Not. © Jörg Schimmel / WAZ FotoPool
Vor den imposanten Glasfenstern steht die Namenspatronin der Stiftskirche.
Vor den imposanten Glasfenstern steht die Namenspatronin der Stiftskirche. © Udo Geisler / WAZ FotoPool
Vor den imposanten Glasfenstern steht die Namenspatronin der Stiftskirche.
Vor den imposanten Glasfenstern steht die Namenspatronin der Stiftskirche. © Udo Geisler / WAZ FotoPool
Vor den imposanten Glasfenstern steht die Namenspatronin der Stiftskirche.
Vor den imposanten Glasfenstern steht die Namenspatronin der Stiftskirche. © Klaus Micke / WAZ FotoPool
Auch die bunten Fenster der Stiftskirche sind bei den Besuchern beliebt.
Auch die bunten Fenster der Stiftskirche sind bei den Besuchern beliebt. © Udo Geisler / WAZ FotoPool
Mit einem Schild wird den Besuchern die Historie der Stiftskirche nähergebracht.
Mit einem Schild wird den Besuchern die Historie der Stiftskirche nähergebracht. © Klaus Micke/ WAZ FotoPool
Auch im Herbst, wenn das Laub den Bereich rund um den historischen Sakralbau bedeckt, ist die Stiftskirche auf dem Kapitelberg sehenswert.
Auch im Herbst, wenn das Laub den Bereich rund um den historischen Sakralbau bedeckt, ist die Stiftskirche auf dem Kapitelberg sehenswert. © Jörg Schimmel / WAZ FotoPool
Tragen die Bäume keine Bläter mehr, ist die Stiftskirche in ihrer vollen Pracht zu erkennen.
Tragen die Bäume keine Bläter mehr, ist die Stiftskirche in ihrer vollen Pracht zu erkennen. © Walter Buchholz / WAZ FotoPool
Aus der Luft fotografiert hat die Stiftskirche Fotograf Hans Blossey.
Aus der Luft fotografiert hat die Stiftskirche Fotograf Hans Blossey. © Hans Blossey / WAZ FotoPool
Aus der Luft fotografiert hat die Stiftskirche Fotograf Hans Blossey.
Aus der Luft fotografiert hat die Stiftskirche Fotograf Hans Blossey. © Hans Blossey / WAZ FotoPool
Aus der Luft fotografiert hat die Stiftskirche Fotograf Hans Blossey.
Aus der Luft fotografiert hat die Stiftskirche Fotograf Hans Blossey. © Hans Blossey / WAZ FotoPool
Aus der Luft fotografiert hat die Stiftskirche Fotograf Hans Blossey.
Aus der Luft fotografiert hat die Stiftskirche Fotograf Hans Blossey. © Hans Blossey / WAZ FotoPool
Aus der Luft fotografiert hat die Stiftskirche Fotograf Hans Blossey.
Aus der Luft fotografiert hat die Stiftskirche Fotograf Hans Blossey. © Hans Blossey / WAZ FotoPool
Aus der Luft fotografiert hat die Stiftskirche Fotograf Hans Blossey.
Aus der Luft fotografiert hat die Stiftskirche Fotograf Hans Blossey. © Hans Blossey / WAZ FotoPool
Historikerin und Stadtführerin Petra Bernicke führt  am 28. April 2013 eine Gruppe Essener Bürgern während einer Busrundfahrt durch ausgewählte Essener Stadtteile - unter anderem auch zur Stiftskirche.
Historikerin und Stadtführerin Petra Bernicke führt am 28. April 2013 eine Gruppe Essener Bürgern während einer Busrundfahrt durch ausgewählte Essener Stadtteile - unter anderem auch zur Stiftskirche. © Matthias Graben / FotoPool
Historikerin und Stadtführerin Petra Bernicke führt  am 28. April 2013 eine Gruppe Essener Bürgern während einer Busrundfahrt durch ausgewählte Essener Stadtteile - unter anderem auch zur Stiftskirche.
Historikerin und Stadtführerin Petra Bernicke führt am 28. April 2013 eine Gruppe Essener Bürgern während einer Busrundfahrt durch ausgewählte Essener Stadtteile - unter anderem auch zur Stiftskirche. © Matthias Graben / FotoPool
Auch beim Stadtteilspaziergang mit Karin Pyrowicz durch Essen-Stoppenberg war die Stiftskirche am Mittwoch, 18. August 2010, ein Anlaufpunkt.
Auch beim Stadtteilspaziergang mit Karin Pyrowicz durch Essen-Stoppenberg war die Stiftskirche am Mittwoch, 18. August 2010, ein Anlaufpunkt. © Klaus Micke / WAZ FotoPool
Auch beim Stadtteilspaziergang mit Karin Pyrowicz durch Essen-Stoppenberg war die Stiftskirche am Mittwoch, 18. August 2010, ein Anlaufpunkt.
Auch beim Stadtteilspaziergang mit Karin Pyrowicz durch Essen-Stoppenberg war die Stiftskirche am Mittwoch, 18. August 2010, ein Anlaufpunkt. © Klaus Micke / WAZ FotoPool
Im Sommer grünt und blüht es rund um die Stiftskirche Maria in der Not.
Im Sommer grünt und blüht es rund um die Stiftskirche Maria in der Not. © Udo Geisler / WAZ FotoPool
Im Sommer grünt und blüht es rund um die Stiftskirche Maria in der Not.
Im Sommer grünt und blüht es rund um die Stiftskirche Maria in der Not. © Udo Geisler / WAZ FotoPool
1/30

Da es oben keine Parkplätze gibt, empfiehlt es sich, den Weg zu Fuß zu gehen. Das gibt dann auch gleich so ein Pilgergefühl, das ja durchaus angemessen ist. Was dann als erstes ins Auge sticht, sind hübsche nachgebaute Fachwerkhäuser und natürlich das Kirchengebäude aus typischem Ruhrsandstein. Im Lauf der Jahrhunderte wurde an dem Gotteshaus vieles erweitert und ausgebessert, ein Bombenangriff hat es 1944 schwer beschädigt, und der durch den Bergbau um viele Meter abgesackte Grund machten noch jüngst komplizierte Sanierungen erforderlich.

Auch interessant

Nur zu erahnen ist das Kloster, das sich hinter der Kirche hinter hohen Mauern duckt und gar nicht mal so klein ist, wie Luftbilder verraten. Der strenge Orden der unbeschuhten Karmeliterinnen ist hier seit 1965 ansässig. Bis dahin diente die Basilika viele Jahrzehnte als einfache Pfarrkirche.

Draußen kann man sich auf einer Bank in einem kleinen Gärtchen aufhalten und sich über die Stille im Großstadtgetriebe wundern. Innen hat die Kirche harmonische Proportionen, besitzt allerdings nicht mehr allzu viel aus dem hohen Mittelalter. Einzig der roh behauene Taufstein hat alle Zeitläufe überlebt und ist so etwas wie das Prunkstück.

Wenn Sie mal eine Stunde zur Ruhe kommen wollen, um etwas Wichtiges zu durchdenken: Hier sind Sie richtig. Und schön ist es auch noch.

Alle Folgen der WAZ-Serie "Essen entdecken - 100 besondere Orte" finden Sie auf unserer Spezialseite zur Serie