Essen. Seit dem Jahr 1074 thront die Stiftskirche auf dem Kapitelberg in Essen-Stoppenberg. Erbaut wurde sie von der Äbtissin Swanhild. Der Sakralbau ist Zeuge einer Zeit, als das Stift Essen zu den bedeutendsten kirchlichen Kleinstaaten Europas gehörte. Noch heute ist es ein besonderer Ort.

Wenn man Glück hat, sitzt man ganz allein in der Stiftskirche, wenn die Nonnen Sonntag nachmittags leise anfangen zu singen. Zu sehen sind sie nicht hinter der hölzernen Wand, die den Kirchenraum trennt, doch umso besser zu hören. Schon vorher, beim Aufstieg, stellt sich am Kapitelberg in Stoppenberg dieses Außer-der-Welt-Gefühl ein, wenn die frommen Frauen ihre Stimmen erheben, wird es geradezu übermächtig. Der Kontrast zwischen der entrückten Atmosphäre hier oben und der viel befahrenen Essener Straße kaum fünf Gehminuten weiter unten könnte krasser nicht sein.

Seit dem Jahr 1074 thront auf der natürlichen Erhebung über dem heutigen St.-Vincenz-Krankenhaus die dreischiffige romanische Pfeilerbasilika. Erbaut von der Äbtissin Swanhild ist das Bauwerk Zeuge einer Zeit, als das Stift Essen zu den bedeutendsten kirchlichen Kleinstaaten Europas gehörte. Essen und das lange rein agrarisch geprägte Umland der Stadt haben sich sehr verändert seit dem Hochmittelalter, der Kapitelberg aber nicht allzu sehr. Das macht ihn zu einem besonderen, mehr noch: zu einem magischen Ort. Auch wer kein religiöser Mensch ist, kann sich dem schwer entziehen. Und warum auch?

Wer zu Fuß zur Stiftskirche in Stoppenberg geht, bekommt gleich so ein Pilgergefühl

Da es oben keine Parkplätze gibt, empfiehlt es sich, den Weg zu Fuß zu gehen. Das gibt dann auch gleich so ein Pilgergefühl, das ja durchaus angemessen ist. Was dann als erstes ins Auge sticht, sind hübsche nachgebaute Fachwerkhäuser und natürlich das Kirchengebäude aus typischem Ruhrsandstein. Im Lauf der Jahrhunderte wurde an dem Gotteshaus vieles erweitert und ausgebessert, ein Bombenangriff hat es 1944 schwer beschädigt, und der durch den Bergbau um viele Meter abgesackte Grund machten noch jüngst komplizierte Sanierungen erforderlich.

Nur zu erahnen ist das Kloster, das sich hinter der Kirche hinter hohen Mauern duckt und gar nicht mal so klein ist, wie Luftbilder verraten. Der strenge Orden der unbeschuhten Karmeliterinnen ist hier seit 1965 ansässig. Bis dahin diente die Basilika viele Jahrzehnte als einfache Pfarrkirche.

Draußen kann man sich auf einer Bank in einem kleinen Gärtchen aufhalten und sich über die Stille im Großstadtgetriebe wundern. Innen hat die Kirche harmonische Proportionen, besitzt allerdings nicht mehr allzu viel aus dem hohen Mittelalter. Einzig der roh behauene Taufstein hat alle Zeitläufe überlebt und ist so etwas wie das Prunkstück.

Wenn Sie mal eine Stunde zur Ruhe kommen wollen, um etwas Wichtiges zu durchdenken: Hier sind Sie richtig. Und schön ist es auch noch.

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