Ungeachtet rechtlicher Bedenken und wirtschaftlicher Unsicherheiten, die mit dem Wort „Energiewende“ schnell beschrieben sind, halten die Stadtwerke Essen an der geplanten Übernahme der Steag fest. Bislang sei die Rechnung schließlich aufgegangen, referierte Vorstand Dietmar Bückemeyer gestern vor dem Ratsausschuss für Finanzen und Beteiligungen und ließ Zahlen sprechen. Nach Abzug von Zins und Tilgung verblieb demnach allein den Stadtwerken ein jährlicher Gewinn von bis zu einer Million Euro. Jene 30 Millionen, die der Essener Versorger in den Deal investiert hat, den die Stadtwerke gemeinsam mit sechs anderen kommunalen Unternehmen 2010 einfädelten hätten sich also ausgezahlt. Was spräche dagegen, auch den verbliebenen 49-Prozent-Anteil zu erwerben, auch wenn die errechnete Dividende von 12,5 Prozent auf 8 Prozent sinken dürfte. Dies, so fügte Stadtwerkevorstand Bernhard Görgens an, sei allein der Umstellung der Finanzierung durch die Banken geschuldet.

Die Stadtwerke müssten für ihren 15-Prozent-Anteil noch einmal 28,5 Millionen Euro aufbringen. Je länger die Entscheidung aufgeschoben wird, desto teurer wird’s, gab Bückemeyer zu bedenken. Nur: Die Ratsfraktionen vermochten die Stadtwerke-Bosse nicht zu überzeugen. Er teile nicht die Auffassung, „nur weil wir A gekauft haben, müssen wir auch B kaufen“, formulierte CDU-Fraktionschef Thomas Kufen, frischgebackener energiepolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion. Zu groß ist die Sorge, die Stadt könnte mit der Steag-Übernahme Geld verbrennen.

Angestrebt war eigentlich, dass ein Partner aus der Privatwirtschaft mit einsteigt. Nur ist weit und breit keiner in Sicht; der vom Stadtwerke-Konsortium beauftragte Finanzdienstleister Macquarie Capital Limited hat jedenfalls noch keinen gefunden. Allenfalls das Auslandsgeschäft der Steag weckt das Interesse von Investoren. Doch das Geld, das dort verdient wird, ist sicher. Ob das auch für die Kohlekraftwerke im Inland gilt – die Politik traut dem Braten nicht. Zu dumm nur, dass die Stadt kaum eine Wahl hat, spätestens 2017 müsste das Konsortium kaufen, so sehen es die Verträge mit Evonik vor. Nicht zuletzt deshalb spricht sich auch die SPD dafür aus, zuzugreifen, wenn auch mit spitzen Fingern. Man müsse aufpassen, nicht über den Tisch gezogen zu werden, formulierte Fraktionschef Rainer Marschan. Am Ende einer ernüchternde Debatte fand OB Reinhard Paß die wohl treffendsten Worte. Sein Eindruck: Einer hat alles richtig gemacht – der Verkäufer.