Essen. Ein 24-Jährige steht in Essen vor dem Landgericht, weil er binnen 20 Tagen bei acht Überfällen in Altenessen Handys raubte und seine Opfer mitunter verletzte. Meist bat der Täter, der schon sieben Jahre im Gefängnis saß, seine Opfer darum, mit ihrem Handy telefonieren zu dürfen.
Er ist 24 Jahre alt und saß schon sieben Jahre hinter Gittern. Er kann weder schreiben noch lesen. Er konsumiert seit seinem zwölften Lebensjahr Heroin und Kokain, sagt er, und er habe kein Geld. Entzug tut weh: „Knochenschmerzen“, sagt er. „Solche Schmerzen, dass man sowas macht.“
Mit „sowas“ meint er, jungen Leuten ihre Mobiltelefone zu rauben, notfalls unter Einsatz eines Messers. Innerhalb von 20 Tagen, bis zum 15. Mai, griff Andy W. in acht Fällen auf offener Straße in Altenessen seine Opfer an. Vier verletzte er leicht. Seit Dienstag muss er sich unter anderem wegen Raubes und Körperverletzung vor der V. Strafkammer des Landgerichtes verantworten.
Angeklagter kann sich an Überfälle nicht erinnern
An den Namen der Schule, die er besuchte, wenn auch eher selten, erinnert er sich erst mal nicht. Dennoch: Er kann sich gut ausdrücken, redet gewandt. Seine Eltern, seine drei Geschwister hätten ebenfalls keinen Beruf erlernt, berichtet er. Im Moment ist er in einer Landesklinik untergebracht, wegen einer posttraumatischen Belastungsstörung. Er möchte unbedingt eine Therapie machen. „Sonst passiert das gleiche wieder“, meint er, und er lande bald wieder auf der Anklagebank.
Erinnern kann er sich an die einzelnen Überfälle nicht wirklich. Aber der Anklage will er nicht widersprechen. Um dem 24-Jährigen auf die Sprünge zu helfen, verliest Richterin Luise Nünning, mit Zustimmung aller Prozessbeteiligten die polizeilichen Aussagen der Opfer.
Seine Masche war meist die gleiche: Er sprach seine Opfer mehr oder weniger freundlich an, bat darum, mit ihrem Telefon seine Freundin anrufen zu dürfen. So auch am 26. März . Es traf einen 15-Jährigen, der einen Schlag ins Gesicht bekam, als er sein iPhone im Wert von rund 400 Euro nicht gleich überlassen wollte. Ein Messer zog der Angeklagte am 5. Mai, kurz nach 4 Uhr an der Bäuminghausstraße. Ein 20-Jähriger war sein Opfer. Der gab sein Telefon: „Ich fange keine Messerstiche für ein Handy ein“, sagte er der Polizei. „Ich habe die Spitze des Messers am Bauch gemerkt“, berichtete ein 16-Jähriger, der auch Schläge ins Gesicht bekam. Aus Angst habe er dem Täter das Telefon ausgehändigt. Der Prozess wird fortgesetzt. (adB)