Ein Porzellanengel liegt auf den kalten Granitstufen des Mehrfamilienhauses an der Stolbergstraße in Bergeborbeck, vor ihm leuchten Grabkerzen, neben ihm ist eine Inschrift zu erkennen: „Ich schenke Dir mein Herz.“ Es sind Symbole der Anteilnahme von Anwohnern an dem Tod eines kleines Mädchens. In einem der Stockwerke über den Köpfen der Passanten, die innehalten vor dem Haus, hat sich eine Familientragödie abgespielt: Eine Vierjährige ist in einer der Wohnungen getötet worden. Ihre Leiche wurde am Mittwoch entdeckt. Sie lag im Schlafzimmer. Es war verschlossen.
„Der Todeszeitpunkt ist unklar“, sagt Staatsanwältin Elke Hinterberg. Das Kind starb durch „massive stumpfe Gewalteinwirkung gegen den Körper“. Dies habe die Obduktion ergeben. Wahrscheinlich wurde das Mädchen erschlagen, denkbar ist aber auch, dass es geschubst wurde und stürzte. Details will Hinterberg nicht nennen. Unter dringendem Tatverdacht steht die Stiefmutter des Kindes. Die 46-Jährige hat versucht, sich das Leben zu nehmen. Doch die Verletzungen, die sie sich an den Armen zufügte, „waren nicht dazu geeignet, zum Erfolg zu führen“, heißt es. Jetzt ist die 56-Jährige in einer Psychiatrie untergebracht, berichteten Staatsanwaltschaft und Polizei. Eine Mordkommission ermittelt wegen Totschlags.
Eine Freundin der Frau alarmierte am Mittwochmittag die Rettungskräfte. Sie war von der 56-Jährigen gebeten worden, bei ihr vorbeizuschauen. In der Wohnung stand die Stiefmutter des Kindes mit blutverschmierten Armen vor ihr. Ein Notarzt versorgte die Verletzte kurze Zeit später, während Feuerwehrleute die Räume in Augenschein nahmen und im Schlafzimmer auf das tote Kind stießen. Die Vierjährige lag leblos im Bett. Der Notarzt konnte dem Mädchen, das nach Angaben der Behörden aus Togo stammt, nicht mehr helfen. Der Vater erfuhr in seinem Heimatland von dem mutmaßlichen Verbrechen an seiner Tochter und ist auf dem Weg nach Essen.
Von ihm erhoffen sich die Ermittler Aufklärung über das Tatmotiv und die Beziehung der Frau zu dem Kind. „Wir wissen nichts über die familiären Verhältnisse“, sagt Elke Hinterberg. Die Familie sei bislang völlig unauffällig gewesen.