Essen.

Wenn der erste Eindruck zählt, dann hat sich nicht viel getan an der Evangelischen Kreuzeskirche in der nördlichen Innenstadt, was für den baulichen Zustand des Gebäudes nicht förderlich gewesen sein dürfte. Denn bekanntlich ist das Gotteshaus ein Sanierungsfall.

Mehr als ein Jahr ist ins Land gezogen, seit Reinhard Wiesemann, Gründer des Unperfekthauses, der Öffentlichkeit sein Konzept für die zukünftige Nutzung des denkmalgeschützten Gotteshauses präsentiert hat. Ein Konzept, das sich auf diesen kurzen Nenner bringen lässt: mehr Raum für Kreative.

Mit dem Einstieg des finanzkräftigen Kreativunternehmers, der in der nördlichen Innenstadt bereits viel bewegt hat, schien der gordische Knoten zum Erhalt der stadtbildprägenden Kirche endlich durchschlagen. Wiesemann erklärte sich bereit, 1,6 Millionen Euro aus eigener Tasche in die Kreuzeskirche zu investieren. Der Evangelischen Altstadtgemeinde und dem umtriebigen Kirchbauverein war es nicht gelungen, diese finanzielle Lücke aus eigener Kraft zu schließen, um längst zugesagte Fördergelder beim Land loszueisen; es geht um eine Million Euro. Mit dem Engagement Wiesemanns wähnte die Gemeinde sich am Ziel. Doch das Dickicht aus Paragrafen und Förderrichtlinien, die es zu beachten gilt, wenn private und öffentliche Hand, dem Gemeinwohl verpflichtet, gemeinsame Sache machen, erwies sich als schwerer zu durchdringen, als es einem, der etwas bewegen will, lieb sein kann.

Wiesemanns Partner, der Kettwiger Bauunternehmer Rainer Alt, macht jedenfalls keinen Hehl daraus, dass er gerne längst damit begonnen hätte, gegen den Verfall der Kreuzeskirche anzubauen. Stattdessen hing das Projekt „am seidenen Faden“, so Alt. Viel hat wohl nicht gefehlt, und Wiesemann hätte die Brocken ob der Komplexität des Vorhabens entnervt hingeworfen. Dazu wird es nicht kommen. Rainer Alt ist inzwischen, notariell beglaubigt, Eigentümer der Kreuzeskirche; das Gotteshaus hat er der Altstadtgemeinde für einen symbolischen Preis abgekauft. Wiesemann selbst hatte früh erklärt, ihm gehe es allein darum, das Vorhaben nach vorne zu bringen. Die Gemeinde bleibt Mieter, die Kirche bleibt ein geweihter Ort, der auch als kulturelle Begegnungsstätte dient, etwa für Konzerte des Forums Kreuzeskirche. Auch Investor Wiesemann darf die Kirche für Kreativveranstaltungen nutzen; Betrieb und Unterhalt finanziert der neue Eigentümer, Mieteinnahmen fließen in die Rücklage, auf dass niemand glauben möge, da ziehe einer Geld aus dem Projekt. Nun erwarten alle gespannt auf Post aus Düsseldorf. Die Signale aus dem Städtebauministerium seien positiv. Anfang 2014, hofft Alt, könnten die Arbeiten an der Kreuzeskirche beginnen.