Viele Jugendliche und Kinder haben heute zu wenig Erwachsene, die ihnen zuhören, sich Zeit für sie nehmen, sie unterstützen, weiß die Essener Ehrenamt-Agentur. Ihr Projekt „Tandem“ bringt deshalb Mentoren und Schüler zusammen. Erwachsene, die junge Menschen stärken. Wie Tobias (31) den 14-jährigen Oliver.
„Mit ihm kann ich echt gut reden“, erzählt Oliver Bremer. Und das ist ein großes Lob für Tobias Hoeft. Der 31-Jährige hat sich entschlossen, Oliver zur Seite zu stehen – neben seinen Eltern – immer ein offenes Ohr für den 14-Jährigen zu haben, ihm zu helfen, wo es nötig ist. Zum Beispiel im Umgang mit Erwachsenen und „Autoritäten“, wie etwa Lehrern. Hoeft ist Mentor beim Projekt „Tandem“ der Ehrenamt-Agentur Essen. Einer, der für Tobias da sein will – auch weil der Dortmunder eine solche Unterstützung früher selbst vermisst hat.
Oliver gehört zu den zurückhaltenden Jugendlichen, ist eher vorsichtig als vorwitzig – ein Verhalten, das nicht von jedem Erwachsenen, jedem Lehrer, richtig gedeutet wird. Dass Erwachsene, Lehrer inklusive, auch nur Menschen sind, die man freundlich und ohne Scheu ansprechen kann, das hat der Achtklässler von seinem „Paten“ Tobias gelernt. Auch, darüber nachzudenken, ob er einmal Koch werden will wie sein Vater oder doch lieber ein Computer-Spezialist. Letzteres!
Computer: Oliver erzählt, dass er „mit Spielen“ schon ziemlich viel Zeit verbracht hat. Tobias findet Computer auch klasse. Der Mann hat als Videograph, als einer, der Videos produziert, schon rein beruflich viel damit zu tun. Aber er hat mit Oliver darüber gesprochen, dass es auch wichtig ist, rauszugehen, Freunde zu treffen und zuallererst die Schularbeiten zu machen. Der 14-Jährige will das jetzt „in kleinen Schritten“ umsetzen, wie er betont. Die beiden sind ein tolles „Tandem“-Team. Was auch die Geschäftsführerin der Ehrenamt-Agentur, Janina Krüger, freut.
Denn dieses Projekt ist ihr sehr wichtig. Weil sie weiß, „dass viele Jugendliche heute viel zu wenig Erwachsene haben, die sich für sie Zeit nehmen, sie unterstützen, ihnen zuhören.“ Mit „Tandem“ gehe man auf 12- und 13-Jährige zu, bewusst noch vor der Pubertät, wolle gemeinsam mit den Mentoren ihre Stärken, ihr Selbstbewusstsein fördern, ihre Talente entdecken. Neben den Eltern und der Schule für sie da sein, auch dort, wo diese sich zu wenig engagierten oder überfordert seien. Vorschläge, welche Mädchen und Jungen für „Tandem“ infrage kommen, machen die Gesamtschulen Bockmühle, Erich Kästner und Holsterhausen.
Aufstehen, mutig weitermachen
An die Zukunft denken, bei Rückschlägen nicht gleich aufgeben, sondern aufstehen und mutig weitermachen – auch das will „Tandem“ den Schülern mit auf den Lebensweg geben. Ebenso eine Vorstellung davon, was man später vielleicht einmal werden könnte. Janina Krüger: „Hier arbeiten wir etwa mit den RWE-Werkstätten, der Deutschen Bahn und auch dem Sheraton-Hotel zusammen. Bei dortigen Besuchen können unsere Schüler Berufe kennenlernen.“ Und auch erfahren, dass es nicht stimme, wenn etwa ein Elternteil erzähle, dass das mit dem Job eh nichts werde. Weil man selbst schließlich auch damit gescheitert und arbeitslos sei.
Das Mentoren-Projekt „Tandem“ wurde von der Ehrenamt- Agentur Essen 2008 ins Leben gerufen. Ab Mitte November startet eine neue Staffel. Hierfür werden noch Erwachsene gesucht, die Jugendliche ab der 7. Klasse ehrenamtlich in ihrer persönlichen Entwicklung und beruflichen Orientierung begleiten möchten.
Kontakt:
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