Schmalgliedrig, ganz in Schwarz gewandet, setzt sie ihre abgezirkelten Schritte. Elegante Bewegungen sind es, zeitlupenhafte, die höchste Konzentration von der Tänzerin wie vom Publikum erfordern. Christine Brunel zeigt wieder einen ihrer verinnerlichten Tänze. 15 verschiedene Tanzabende hat sie in den vergangenen zehn Jahren im und für das Maschinenhaus Essen geschaffen.

Ihre Handschrift ist unverwechselbar, egal ob sie solistisch oder gemeinsam mit Tänzerinnen und Tänzern auftritt. Das Gemessene ihrer Ausdrucksweise ist den Dimensionen der ehemaligen Maschinenhalle angemessen. Sie vermisst den Raum – eine Priesterin des Tanzes, eine Königin der noblen Geste, exzentrisch und der Welt entrückt.Die warme Atmosphäre der Backsteinhalle mit ihren hohen Fenstern geht mit dem Tanz eine unlösbare Verbindung ein.

„Abdruck“ aus dem Jahr 2007 heißt das erste Werk dieses Abends, bei dem der Cellist Scott Roller seine ausgewählte Klangfarbigkeit beisteuert. Ein Film von Christine Brunel in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Tanzfilminstitut in Bremen zeigt dann Ausschnitte aus ihrer zehnjährigen Schaffenszeit im Maschenhaus. Sehr sensibel treffen dabei die Filmer die berührenden, charakteristischen Passagen aus ihren Werken.

Mit dem neuen Werk „Neluäs“, das Francesco Pedone und Anneliese Soglio vertanzen, hat Christine Brunel wieder eine feinsinnige Arbeit abgeliefert. Scott Roller, langjähriger musikalischer Partner der Choreografin, ist der Dialogpartner: Zwischen Domenico Gabrieli und eigenen Klangfeldern bewegt sich seine Skala, gibt farbige, delikate Impulse für das Tanzpaar, das sich minutenlang auf dem Boden ineinander verschlungen oder nebeneinander, wie in Zeitlupe wälzt. Fragil ist diese Kunst und der Zeit entrückt.