Essen. . Viel Wind um nicht viel – fast wäre dies die Bilanz des Sturmtiefs gewesen, aber dann fällt dieser Baumkoloss auf ein Auto: Ein Mann und ein elfjähriges Mädchen sterben.

Auf den ersten Blick haben sie nicht mal mehr den Autotyp erkannt, plattgewalzt wie er war: „Einen VW Eos“ wollten die Einsatzkräfte zunächst als den Wagen identifiziert haben, der da auf der Nienhauser Straße in Gelsenkirchen-Feldmark, kurz hinter der Essener Stadtgrenze, unter einem mächtigen Buchenstamm begraben wurde.

Später korrigierte sich die Polizei: Ein Golf war’s, und dieser Irrtum belegt nur, welche zerstörerische Wucht herrschte, als der nach Expertenschätzung etwa 80 bis 90 Jahre Baum Montagvormittag gegen 11.40 Uhr auf die Straße krachte und einen vorbeifahrenden Wagen unter sich begrub, gefällt von Sturmtief „Christian“, das in Essen ansonsten nur die üblichen kleineren Schäden verursachte – lockere Dachziegel, herabgefallene Äste, lose Bleche.

68 Einsätze waren es am Ende, aber dieser eine am Revierpark Nienhausen, in Höhe des Parkplatzes an der Gelsenkirchener Trabrennbahn, brachte den Tod: Als der wuchtige Stamm das Fahrzeug zermalmte, saßen vier Personen darin. Für den 39-jährigen Fahrer und ein elfjähriges Mädchen kamen auch die herbeigerufenen Notärzte zu spät, sie wurden tot geborgen. Ein achtjähriger Junge kam schwer verletzt ins Krankenhaus, nachdem die Feuerwehr ihn mit hydraulischem Gerät aus dem Wagen befreit hatte, ein elfjähriges Mädchen blieb wie durch ein Wunder unverletzt – bis auf einen starken Schock.

Das grausame Bild und die Todesnachricht zu verarbeiten – das wird auch für alle anderen nicht einfach sein: Notfallseelsorger aus Essen und Gelsenkirchen kümmerten sich vor Ort um die Verletzten und später herbeigeeilte Angehörige. Doch einen klaren Gedanken zu fassen, überforderte sie in dieser Extremsituation alle.

Dies ist auch der Grund dafür, dass es der Polizei bis in die Abendstunden nicht gelang zu klären, in welchem verwandtschaftlichen Verhältnis die Insassen zueinander stehen. Nach den Worten des Gelsenkirchener Polizeisprechers Torsten Sziesze haben alle Unfallopfer türkische Wurzeln und wohnen mutmaßlich in Essen.

Ob die Allee an der Stadtgrenze sturmanfällig sei? Nein, sagt Feuerwehr-Sprecher Heinrich Tenhofen: „Meines Wissens ist da noch nie was passiert.“

Evag musste improvisieren

Der Sturm, er brachte auch den Fahrplan der Evag gehörig durcheinander: Es gab Stellwerksstörungen, in die Oberleitungen gefallene Äste, einen Unfall auf Linie 109 und eine schwer beschädigte Ampelanlage an der Kampmannbrücke. Wo möglich, behalf man sich mit Bus-Ersatzverkehr. Die meisten Störungen waren zum Feierabendverkehr bereits beendet, bei den Linien 107 und 160 dauerte es länger