Der Allbau hat seit Jahren einen guten Lauf, und das Selbstbewusstsein des Vorstands ist entsprechend. Mit seiner plakativen Forderung nach Anpassung des Mietspiegels wird sich Dirk Miklikowski nicht unbedingt neue Freunde machen, er weist eigentlich aber nur auf eine Gefahr hin: Die politisch über alle Parteigrenzen hinweg gewollten Ambitionen des Unternehmens müssen auch durch Einnahmen hinterlegt sein, sonst kann die Rechnung nicht aufgehen. Wie alle im Wohnungsbau hat der Allbau bei den energetischen Standards mit übertriebenem gesetzgeberischen Ehrgeiz zu kämpfen, muss aber gleichzeitig mithelfen, Wohnen in Essen auch für die vielen Ärmeren bezahlbar zu halten - der erste Spagat. Gleichzeitig geht der Allbau große Risiken ein, um eher schwierige Stadtquartiere voranzubringen, wo die private Wohnungswirtschaft meist erst aufspringt, wenn der Erfolg sichtbar ist. In Altendorf und im Univiertel wurde dieses Risiko belohnt. Ob es in Holsterhausen und rund um die Kreuzeskirche noch mal klappt, wird man sehen. Prognose: Es wird eher schwerer als bei den anderen Projekten, ausreichend Gewinne zu erzielen - der zweite Spagat. So ist verständlich, wenn Miklikowski den Raubbau an seinem Investitionsetat nicht einfach hinnimmt. Rat, OB und Kämmerer sollten sich genau überlegen, welche Stadttöchter viel und welche nicht so viel für Essens Zukunft leisten. Beim Allbau ist das derzeit offenkundig: Es ist viel. Und Leistung sollte belohnt werden.