Griechenland steckt in der Krise. Auch sie geben dieser Krise ein Gesicht. Eines, das Zuversicht ausstrahlt, Lebensfreude und den unbedingten Willen, sich nicht unterkriegen zu lassen. Komme, was wolle. Helena Tzioti (26), Nicos Niotis (29) und George Marmouris (37) leben in Athen, sind Freunde und Existenzgründer. Ihre Geschäftsidee: eine Internet-Zeitung für alle, die gerne spielen.
Nach Essen hat sie die internationale Spiele-Messe gebracht, mit einem Budget, das so klein ist, dass es für eine Unterkunft nicht gereicht hätte. Helena machte sich im Internet auf die Suche nach kostenlosen Bleiben und landete bei Christel Brandt von „Zimmer im Revier“. Die wunderte sich über zunächst über die charmant formulierte Anfrage und dachte sich: „Warum nicht?“
So sitzen die drei Besucher aus dem Land, das wie kein anderes in Europa für die Finanz- und Wirtschaftskrise steht, hinter dem Gästehaus an der Schalker Straße in Katernberg und verbreiten nicht Trübsinn, sondern Optimismus. Das Leben ist kein Spiel, aber es ist zu schön und zu wertvoll, als dass man nicht etwas Neues versuchen sollte, weiß die 26-jährige Helena, die wie Nicos in einem Café gearbeitet hat, bis der Laden dicht machte, weil wegen der Krise kaum noch Gäste kamen.
Nun also eine Internet-Zeitung für Gesellschaftsspiele. Das klingt irgendwie nach „Jetzt erst recht“. Tatsächlich erleben Gesellschaftsspiele in Griechenland eine Art Renaissance, erzählt George Marmouris, der Computeringenieur. Gerade bei jungen Leute, die kein Geld mehr haben, um es in Clubs oder Bars auszugeben. Stattdessen trifft man sich bei Freunden und spielt.
Auf der Spielemesse wollen die drei die neuesten Trends aufspüren, wollen Kontakte zu Verlagen knüpfen und ihren Lesern wertvolle Tipps mitgeben. 1500 User greifen pro Monat auf die Internet-Seite www.boardgamenewsonline.gr zu, berichtet Nicos Niotis, der das Projekt vor zehn Monaten gegründet hat. 1500 Leser, das ist keine Massenbewegung. Nicos und seine Freunde stellen Tipps, Kritiken und News kostenlos ins Netz. Geld verdienen wollen sie mit Werbung, die andere auf ihrer Seite platzieren. Eine Annonce für „Zimmer im Revier“ werden sie als Gegenleistung einstellen; dafür, dass man sie in Essen aufgenommen hat zu Messe-Zeiten, wo auch bei der Zimmervermittlung jedes Bett schnell vergeben ist.
Wer weiß, vielleicht „verirren“ sich auf diesem Weg alsbald Touristen aus Griechenland in den Essener Norden. Immer optimistisch bleiben, lautet die Regel im Spiel des Lebens, für das Helena folgenden schönen Satz auf ihrer Facebook-Seite geschrieben hat: „Lass nicht zu, dass Idioten Deinen Tag vermiesen.“