Nach dem Neubeginn am Aalto-Theater unter der Intendanz von Hein Mulders reichen die Kritiken zur Inszenierung von „Macbeth“ von „Verdi vom Feinsten“ bis zu „grauem Mittelmaß“.

Vom langen Schatten Stefan Soltesz schreibt die Rheinische Post, der es dem Niederländer Hein Mulders und dem „tschechischen Pultstar“ Tomas Netopil nicht leicht machten, die Erwartungen zu erfüllen: „Doch Mulders setzt mit der Eröffnungspremiere selbstbewusst auf den Vergleich, denn mit der Wahl von Verdis Macbeth knüpft er an die glanzvolle Verdi-Tradition des Hauses an. Diese Produktion muss man als verhaltenen Versuch werten, nichts falsch zu machen“, heißt es. Zudem komme das Vulgäre, das bei Verdi dramaturgische Notwendigkeit hat, zu kurz: „So wird aus Verdis schwärzester Oper ein Kammerspiel in impressionistischen Farben. Dieses Missverständnis teilt Netopil mit Regisseur David Hermann. Es wird gediegen, es fehlt die Fallhöhe.“

„Eine handwerklich saubere Inszenierung ohne Provokation und ohne erkennbare Geistesblitze“, schreibt die Westdeutsche Zeitung. „Musikalisch war es für das an Soltesz gewohnte Publikum ein vielversprechender Auftakt.“

Die Recklinghäuser Zeitung lobt: „Der Abend geriet musikalisch in seiner nuancenreichen Feinzeichnung prächtig. Das Publikum reagierte auf die überragende Leistung des neuen Generalmusikdirektors Tomas Netopil und der erstklassigen Gäste in den Hauptpartien mit rauschendem Beifall.“ Szenisch hingegen sei das blutige Spiel in der realitätsfern romantisierenden Inszenierung des Regisseurs David Hermann blutarm: „Der 36-Jährige reiht symbolschwangere Bilder aneinander, ohne auch nur in Ansätzen ein packendes Spiel mit szenischer Eigendynamik zu entwickeln.“

Das Deutschland-Radio Kultur formuliert es folgend: Der Regisseur verweigere die Dramatik, im musikalischen Gesamtkonzept könnten die Musiker sich nicht entfalten. Das Konzept hätte aufgehen können, heißt es, „wenn Hermann in der Personenführung genauer gearbeitet hätte.“ Stattdessen wirke es hilflos, wenn Tommi Hakala viel zu oft gruselig die Augen rollen und mit dem Dolch in die Luft stechen müsse. „In diesem grauen Mittelmaß sollte sich das Aalto-Musiktheater nicht einrichten“, lautet das Fazit, während die Ruhr Nachrichten von „ganz großem Kino“ bezogen auf die musikalische Seite schreiben. Hermanns Deutung des Macbeth „erhielt ebenso heftigen Beifall, wie die musikalische Umsetzung unter dem Generalmusikdirektor Tomas Netopil.“ Der habe das „Verdi-Drama“ mit den Essener Philharmonikern in all seinen Schattierungen präzise nachgezeichnet und und dabei stets eine glückliche klangliche Balance zwischen Bühne und Orchestergraben geschaffen. Im Netz auf Opernfreund.de heißt es: „Verdi vom Feinsten!“ – sowohl im Schauspiel als auch in der Oper.