Für Filmstar Iris Berben ist die Lichtburg ein Stück Heimat. „Meine Großeltern kommen aus Essen, meine Eltern. Die Lichtburg war mein erster Kinoort.“ Für Schauspieler Florian David Fitz ist die alte Lichtspiel-Lady „immer noch die Schönste im ganzen Land“. Und Blödelbarde Otto hat das traditionsreiche Haus zum Dichter gemacht. „Vom Parkett bis hin zum Rang, die Lichtburg lebe lang.“

Schon die Gratulationen, die langjährige Kino-Mitstreiter zum 85. Geburtstag des Filmpalastes geschickt hatten, waren filmreif. Regisseurin Margarethe von Trotta prostete den Gala-Gästen stilecht aus einer Bar in München zu, BAP-Sänger Wolfgang Niedecken hatte ein Geburtstagsständchen mit Band geschickt. Und Regisseur Tom Tykwer („Lola rennt“) versprach schon mal, seine nächste Premiere wieder in Essen zu feiern.

Aber auch die anwesenden Gratulanten waren nicht mit leeren Händen gekommen. Regisseur Sönke Wortmann („Wunder von Bern“/„Deutschland. Ein Sommermärchen“) erklärte Moderator Werner Hansch, dass er nun aus der Fußballphase raus sei und zeigte erste Ausschnitte seines neuen Films „Schoßgebete“ nach dem Roman von Charlotte Roche. Und dann war da noch Oscar-Preisträgerin Caroline Link („Nirgendwo in Afrika“), die die Deutschlandpremiere ihres neuen Films „Exit Marrakech“ nebst Hauptdarsteller Ulrich Tukur in der Lichtburg sichtlich genoss und beim Anblick des grandiosen Kinosaals genau so aus dem Häuschen war wie alle Filmschaffenden, die bislang schon auf der Bühne die Ovationen entgegen genommen haben. Einhelliger Tenor: größer, schöner und warmherziger geht nicht.

Die Lichtburg atme bis heute „die Atmosphäre der ganz großen Kinozeit des 20. Jahrhunderts“, findet die Chefin der Filmstiftung NRW, Petra Müller. Und für Oberbürgermeister Reinhard Paß (SPD) ist die Lichtburg mehr als eine Institution. Sie stehe für ein besonderes „Lebensgefühl und Identifikation und so soll es in den nächsten Jahrzehnten bleiben“ versprach Paß den an diesem Abend oft und angemessen hochgelobten Lichtburg-Betreibern Marianne Menze und Hanns-Peter Hüster, die das Kinojuwel nach Jahren des Niedergangs mit Mut und Herz und Überzeugungskraft für Essen zu einem „Aushängeschild besonderer Güte“ gemacht haben, so Paß.

Dass aus dem Juwel beinahe mal ein Einkaufszentrum geworden wäre, hat auch Paß nicht vergessen: „Gut, dass es anders gekommen ist.“

Schon viele Angriffe überstanden

Die Lichtburg sei eine „Burg des guten Films“, die bislang auf alle Angriffe von außen eine wirksame Antwort gefunden habe, findet auch NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, die es sich trotz der Koalitions-Verhandlungen in Berlin nicht hatte nehmen lassen, zur Gala nach Essen zu kommen und in der Filmbar später angeregt mit Sönke Wortmann zu plaudern. Ob es um Fußball ging oder Politik, wurde nicht verraten. Vielleicht ging es einfach nur ums gute, alte Kino.