„An der Uni ist heute wirklich nicht viel los“, sagt Sophia Hergenhahn. Bei der 22-Jährigen fielen gestern zwei Vorlesungen aus: Strukturbiologie und Moderne Biomedizin. Als die Essensausgabe in der Mensa geschlossen wird, macht sie sich auf den Heimweg. „Wir sind ja noch am Anfang des Semesters“, betont Melvin Schmied. Der 26-Jährige saß noch bis 12 Uhr in einer Cafeteria auf dem Campus, als der Alarm einsetzte. Von Draußen kaum hörbar, heult im Inneren eine Sirene.

Schmied und seine Kommilitonen nehmen die Evakuierung gelassen. „Wären wir jetzt in der Prüfungsphase, wäre das für einige sicherlich ärgerlich.“ Um 12.05 Uhr sind alle Türen versperrt. In Essen ist man Bombenentschärfungen gewohnt, neu ist allerdings die Situation in der Innenstadt. „Wir hatten hier bislang keine Entschärfung“, erklärt Uni-Sprecherin Beate Kostka.

Im Limbecker Platz herrscht zur gleichen Zeit noch reges Treiben. Es sei zwar ein ganzes Stück leerer als an anderen Tagen, berichtet eine Verkäuferin, die meisten Geschäfte hätten aber noch geöffnet. Erst nach und nach versammeln sich immer mehr Mitarbeiter auf den großen Fluren. Sicherheitsmitarbeiter verteilen Handzettel, Polizisten postieren vor den Ausgängen und Katrin Heimes sucht das Gespräch mit Kunden. Da der Limbecker Platz innerhalb der 250-Meter-Gefahrenzone liegt, gilt die Regel: Wer das Gebäude nicht bis 13 Uhr verlassen hat, der muss bis zum Ende der Sperrung drin bleiben. Die meisten Kunden mit denen die Center Managerin spricht, drehen auf der Stelle um. „Einige Mitarbeiter hatten Angst,“ berichtet Heimes. Deshalb seien ein paar Geschäfte bereits vorzeitig geschlossen worden.

Es ist ein ungewohnter Anblick: Mittwoch, 12.55 Uhr und ein leerer Limbecker Platz. Hier und da sieht man noch jemand, der zur letzten geöffneten Tür eilt. Danach ist „das EKZ evakuiert“, so funkt es ein Polizist an die Einsatzleitung.

Die zentrale Lage der Bombe sorge für zusätzlichen Aufwand, sagt Norbert Geldermann. „Abgesehen davon ist es wie immer.“ Der Mitarbeiter des Ordnungsamtes ist die Schnittstelle zwischen Polizei und Kampfmittelräumdienst. Immer wieder greift Geldermann zum Handy, geht dann ein paar Meter zur Seite, legt auf und steckt die Hände in seine Jackentaschen. Um 14.41 Uhr kommt dann der erwartete Anruf: Die Bombe ist entschärft! Gleich darauf fährt ein Polizeifahrzeug über den Berliner Platz: „Die Sperrung ist aufgehoben!“ Der Verkehr rollt wieder, als sei nichts gewesen.

Peter Giesecke brauchte 32 Minuten, um die Fünf-Zentner-Bombe unschädlich zu machen. Jetzt liegt sie in einem Lieferwagen – gleich daneben steht Giesecke. Zufrieden präsentiert er den kleinen Aufschlagzünder aus Messing „Man kann noch die Gravur lesen“, sagt der 60-Jährige und erklärt, die Bombe sei im April 1944 hergestellt worden. Der Blindgänger war am Montag in einer Baugrube auf der Bargmannstraße gefunden worden. Weil der Zünder an einer Stelle aufgerissen war, ließ er sich nur schwer entfernen. Giesecke: „Da war nicht viel Futter, um anzupacken“