Frohnhausen. . Die Frohnhauserin Hildegard Hansen feierte am Dienstag mit 100 Gästen ihren 100. Geburtstag. Ihren bestellten Pflegeheim-Platz nutzt sich bis heute nicht.
Als der Chor aus Familie und engen Freunden das Geburtstagslied anstimmt, wird es Hildegard Hansen ganz warm ums Herz. Am Anfang singt sie noch mit. Dann genießt sie den Moment und hebt den Arm zum dankenden Gruß. So, wie es die englische Queen gerne macht. In solchen Momenten darf man auch in Frohnhausen ein bisschen Königin sein. Wer kann denn schon auf ein hundertjähriges Leben zurückblicken?
Hildegard Hansen kann es. Vor exakt 100 Jahren, am 14. Oktober 1913, einem Dienstag, wurde sie geboren. An einem Dienstag konnte sie jetzt auch die Doppelnull feiern. 100 Gäste waren in das Pfarrzentrum St. Elisabeth gekommen, darunter viele Familienmitglieder aus nah und fern. Über zwei von ihnen freute sich das in die Jahre gekommene Geburtstagskind besonders: Ihre Schwestern Agnes Wibbe und Maria Schäfer waren aus Rheinland-Pfalz und Niedersachsen angereist. Die sind 94 und 98 Jahre alt. „Wann kommen wir noch mal so jung zusammen“, scherzt Hildegard Hansen.
„Sie steckt voller Optimismus, ist ein mutiger Mensch“, sagt der, der die Jubilarin am Besten kennt: Sohn Werner, 73 Jahre alt. Er erinnert sich vor allem an die schwierige Nachkriegszeit. Sein Vater Alois ist 1944 gefallen. Seit fast 70 Jahren ist Hildegard Hansen Witwe. Geklagt hat sie nie. Sondern immer viel gearbeitet. Sie musste früh lernen, sich durchzusetzen: Zuhause hatte sie sechs Schwestern.
In der Nachkriegszeit arbeitete sie als Verkäuferin bei Karstadt. Dann als Einkäuferin für Stoffe. Ihrem Sohn ermöglichte sie das damals noch teure Gymnasium. Und ein Studium. Ablenkung nach langen Tagen fand sie in der katholischen Kirchengemeinde, im Handarbeitskreis, bei ihren vielen Freunden. „Sie ist ein geselliger Mensch“, sagt der Sohn über die Mutter. Die wird in Frohnhausen nur „Tante Hilde“ genannt. Man kennt sie.
Im Ruhestand wurde es ruhiger. „Sie hat sich schon vor 20 Jahren fürs Pflegeheim angemeldet“, verrät Werner Hansen. Dort wohnt sie bis heute nicht. Auch das Angebot, zu ihrem Sohn zu ziehen, hat sie ausgeschlagen. Warum nach 61 Jahren aus ihrer eigenen Wohnung und aus Frohnhausen wegziehen? „Es ist gut, dass Sie bei uns bleiben. Wir haben schon genug Bevölkerungsschwund. Alles Gute fürs nächste Jahrzehnt“, sagt Bezirksbürgermeister Rolf-Dieter Liebeskind, der sich in die graumelierte Gratulanten-Gruppe einreiht. Hildegard Hansen nimmt geduldig Geschenke entgegen: Blumen, Grünpflanzen, kleine und große Pakete. Was wünscht Sie sich für die nächste Zeit? „Mehr Ruhe“, sagt die 100-Jährige. Und lächelt.