Essen.

Die Lichtburg – seit 85 Jahren ist sie ein Ort der großen Leidenschaften, der erfüllten und unerfüllten Sehnsüchte. Hier wurde geliebt, gelacht, gekämpft, gelitten und gestaunt. Bereits bei der Eröffnung 1928 galt sie mit ihrer Technik und Eleganz als Symbol der Moderne und jeder Besuch war ein Ereignis. 1943 lag sie nach dem Krieg in Schutt. 1950 stieg sie aus der Asche wieder auf. Sie war das deutsche Uraufführungskino schlechthin. Stars wie Curd Jürgens, Romy Schneider oder Karin Dor gingen bei Premieren ein und aus. Tausende von Menschen jubelten ihnen auf der Kettwiger Straße zu.

Erinnerungen an Gary Cooper

Ursula Hickmann gehörte dazu. Sie kann sich noch gut an Gary Cooper erinnern, der 1953 zur Premiere von „Zwölf Uhr mittags“ angereist war. „Ich stand mit vielen anderen jungen Mädels vor dem Kaiserhof an, um ihn ja nicht zu verpassen. Sein Anblick hat mich damals umgehauen“, schreibt sie. Friedhelm Zirkel war mit 17 auch beeindruckt von dem großen, braun gebrannten Mann in dem stahlblauen Anzug. „Ich war so begeistert von dem Aussehen meines Idols, dass ich sagte, so einen Anzug möchte ich auch mal haben.“ Bis er sich den leisten konnte, meint er, habe es noch gedauert.

Ein Bild von 1954 versetzt Rita Feller in ihre Jugend. „Die Lichtburg habe ich in jungen Jahren oft besucht, besonders gerne bei Premieren von Moser-Filmen. Er identifizierte sich mit den Rollen, zudem beeindruckte mich seine menschliche Art“. Paul Greiß erging es ähnlich mit Louis Armstrong. Nach einem Konzert, das der 19-Jährige 1952 mit seiner Freundin Friedel besucht hatte, erklärte ihm der Sänger und Trompeter seinen Hit „Can Anyone Explain The Thrill Of A Kiss“: „Er küsste zu meiner Erheiterung Velma und forderte mich auf: ,It’s your turn – Paul with Friedel.’“ Der Kuss blieb ihm im Gedächtnis wie Margret Reichenbach die „tragische“ Geschichte mit ihrem „Traumsänger“ Vico Torriani. Drei Zuschauer holte er auf die Bühne. Doch da sie die Plätze mit ihrer Schwester getauscht hatte, stand sie nicht neben ihm.

Zu dieser Zeit war der Niedergang der Lichtburg noch unvorstellbar. 1998 konnte dieses Stück deutscher Kinokultur nur knapp von Denkmalschützern, Bürgern, Künstlern sowie den engagierten Kinobetreibern Hanns Peter Hüster und Marianne Menze gerettet werden. Seit der aufwändigen Renovierung verbindet sich erneut modernste Technik mit der Tradition von Premierenkultur und Bühnenereignissen.

Bei der Wiedereröffnung 2003 stand Renate Bodyl im Blitzlichtgewitter neben den Stars und holte sich Autogramme wie früher. Auch von Heino Ferch, den sie besonders toll findet. Marga Fortkamp sah früher mit Freundinnen kichernd „Susi und Strolch“, jetzt geht sie zum Jubiläum mit eben diesen Damen ins Seniorenkino. Barbara Pieronczyck hat sogar in der Lichtburg bei den Dreharbeiten zu dem Film „Romy“ als Statistin neben Schauspielerin Jessica Schwarz mitgewirkt und sie liebt Premieren. „Die Begegnungen mit den Stars und Sternchen sind immer schön, weil alle sehr nett sind.“

Ins Reich der Sehnsüchte begeben sich Nicole und Rainer Erdmann ständig. 50 Premieren haben sie genossen und 45 in Fotostrecken festgehalten: „Wo sonst gibt es so ein schönes Kino wie die Lichtburg. Dieser besondere Flair erhebt jede einzelne Kinopremiere zu einem unvergesslichen Erlebnis für uns.“ Ihr großer Wunsch ist es, Olli Dittrich und Joachim Król zu treffen. In der Lichtburg könnte er sich erfüllen.