Essen. Das Programm „Chance hoch 2“ der Universität Duisburg-Essen, gefördert durch die Stiftung Mercator, hat es möglich gemacht: Valentina Huber und Harun Güven haben ihr Abi und studieren jetzt an der Universität Duisburg-Essen. Beide sind die Ersten in ihren Familien, die eine akademische Laufbahn anstreben.

Sie sind die Ersten aus ihrer Familie, die es an die Uni geschafft haben. Und jetzt stehen sie, an ihrem ersten Semestertag, auf dem Essener Campus: Valentina Huber, deren Familie aus Sibirien stammt, und der Türke Harun Güven. Ihr Weg an die Hochschule wurde den beiden durch „Chance hoch 2“ geebnet – ein Programm der Universität Duisburg-Essen (UDE), gefördert durch die Stiftung Mercator.

Als Schüler wurden Valentina und Harun in das Programm aufgenommen, das Jugendlichen mit guten schulischen Leistungen – aus sozial und wirtschaftlich schwierigen Verhältnissen – den Weg zu einer höheren Bildung, zu einem Uni-Abschluss an der UDE, ermöglichen will. Durch Förder-Unterricht, Hausaufgaben-Hilfe, Mentoren, die sich drei Jahre lang bis zum Abi um die teilnehmenden Schüler kümmern.

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50 Euro monatlich erhalten die Schüler auf das eigene Konto. „Um den Umgang mit Geld zu lernen. Das muss aber für Bildung ausgegeben werden, etwa für Bücher, Museums- oder Theater-Besuche“, erklärt Gabriele Spengler, Programmleiterin von „Chance hoch 2“. Als Studenten erhalten Valentina und Harun ein dreijähriges Stipendium, mit 300 Euro monatlich. Ziel ist der Bachelor-Abschluss.

„Wenn ich Geld verdiene, werde ich meine Mutter unterstützen“

Valentinas Familie stammt aus einer sibirischen Kleinstadt. Russland-Deutsche. Die 22-Jährige ist vor acht Jahren mit der Mutter und dem Bruder nach Deutschland gekommen. Die Eltern sind geschieden. Die kleine Familie lebt, weil die Mutter krank ist, von Hartz 4. Valentina, intelligent und fleißig, besuchte die Essener Unesco-Schule. Dort hat sie vom Programm „Chance hoch 2“ erfahren – und wurde genommen. Jetzt will sie Volkswirtin werden. Und dann zur Bank? Die zierliche, musikalische Frau winkt ab. „Nein! Eine Arbeit in der Entwicklungshilfe könnte ich mir vorstellen.“

Harun studiert Bauingenieurwesen. Die Familie des 19-Jährigen kommt von der türkischen Schwarzmeerküste. Die Eltern sind geschieden. Auch seine Mutter ist oft krank. Dann kümmert sich Harun auch um seine zwei Geschwister. Eine Hartz 4-Familie, die zusammenhält. Harun hatte einmal eine Empfehlung für die Sonderschule. „Weil ich sehr laut war.“ Dort wollte er nicht hin und ging zur Essener Gesamtschule Bockmühle. „Dort habe ich angefangen zu lernen, dann nur Einsen und Zweien geschrieben. Und ich habe anderen beim Lernen geholfen.“ Sein Studium begreift Harun wie auch Valentina als ein Geschenk, eine Lebens-Chance. „Wenn ich Geld verdiene, werde ich meine Mutter unterstützen.“

Das ist das „Chance hoch 2“-Programm

Das „Chance hoch 2“-Programm richtet sich an Schülerinnen und Schüler aus Nicht-AkademikerHaushalten, besonders mit Migrations-Hintergrund. Programm-Teilnehmer starten im 9. (G8), beziehungsweise 10. Schuljahr (G9). Ihnen werden auch Hilfestellungen zu einem guten Gelingen des Abiturs angeboten, außerdem werden sie früh durch Veranstaltungen mit der Universität Duisburg-Essen vertraut gemacht.

„Chance hoch 2“ will Jugendlichen aus wirtschaftlich und sozial schwierigen Elternhäusern helfen. Hintergrund ist, dass diese in ihrer direkten Umgebung keine Vorbilder haben – weder für ein Studium noch für den daraus möglichen resultierenden Beruf. Häufig trauen sich diese Jugendlichen ein Studium nicht zu. „Chance hoch 2“ will hier für mehr Chancen-Gleichheit sorgen.

Während der Schulzeit werden die Schüler durch Workshops auch in Fächern „fit“ gemacht, in denen sie Probleme haben, etwa in Mathe oder Deutsch. Wer sich danach für ein Studium an der Universität Duisburg-Essen entscheidet, erhält ein Stipendium.

Weitere Infos zu „Chance hoch 2 - Das Programm für Bildungsaufsteiger/-innen“: http://www.chancehoch2.de

Die Stiftung Mercator unterstützt das Programm. Sie initiiert und kümmert sich um Projekte für bessere Bildungs-Möglichkeiten an Schulen und Hochschulen. Den Teilnehmern von „Chance hoch 2“ will sie einen Uni-Abschluss ermöglichen.