Das Museum Folkwang verfolgt ein neues Konzept. Nicht nur die eine große Mega-Schau, sondern ein häufiger wechselndes und vielfältiges Ausstellungs-Programm soll das Publikum künftig anlocken. Unterstützung findet das Museum bei Thomas A. Lange. Der Vorstandsvorsitzende der Essener Nationalbank und leidenschaftliche Kunstfreund hat dem Haus längerfristige Unterstützung zugesagt. Auf die große Schütte Schau soll bald Foto-Weltstar Thomas Struth folgen.

Herr Lange, als Kultursponsor ist die National-Bank in Essen bislang vor allem als Förderer des Klavier-Festivals Ruhr aufgetreten. Jetzt unterstützen Sie die Schütte-Schau im Museum Folkwang. Der Anfang einer langfristigen Partnerschaft?

Nein, es ist die Fortsetzung unserer bisherigen Zusammenarbeit, denn wir haben bereits in der Vergangenheit die ein oder andere Ausstellung ermöglicht. Ein Beispiel hierfür ist „Rockers Island“ aus dem Jahr 2007. Neu ist eine verstärkte Intensität der Zusammenarbeit, denn wir halten das kuratorische Konzept von Herrn Bezzola für sehr attraktiv. Wir planen deshalb eine Werkschau mit großformatigen Arbeiten von Thomas Struth. Zeichnungen von Richard Deacon sollen folgen.

Schütte, Struth, da könnte man auch an Becher-Stars wie Ruff oder Gursky denken, den Sie zuletzt in Düsseldorf präsentiert haben?

Ruff – warum nicht, das ist eine gute Idee. Ich denke, wir sollten ohnehin mehr Künstler aus Nordrhein-Westfalen zeigen. In jedem Fall sind Struth und Deacon zwei weltweit herausragende Künstler. Und als führende Regionalbank setzen wir uns mit der Frage auseinander, inwieweit wir einen Beitrag dazu leisten können, dass die Besucherzahlen, wie wir sie aus anderen Museen kennen, auch in unserer Heimatstadt erreicht werden können.

Es gibt auch Überlegungen, das Museum Folkwang an den Wochenenden fürs Publikum eintrittsfrei zu öffnen, was halten Sie davon?

Sehr viel. Deshalb sind wir auf jeden Fall dabei. Wir werden den Essener Bürgerinnen und Bürgern kostenfrei an allen vier Advents-Wochenenden den Besuch der Schütte-Ausstellung ermöglichen. Es ist, wenn Sie so wollen, unser Weihnachtsgeschenk an die Stadt.

Hat sich die Tradition der Mega-Ausstellung a la „Monet bis Picasso“ überholt?

Ja, die Kunst gerade im 21. Jahrhundert zeigt eine extrem facettenreiche Entwicklung. Gleichzeitig sind Kunstmärkte in eine globale Dimension gewachsen. Das gilt etwa für den arabischen und den asiatischen Raum. Ich denke, ein Museum sollte auch das abbilden; es muss insofern schneller und flexibler reagieren. Die Blockbuster im klassischen Sinne, die ein Museum bis zu einem halben Jahr teilweise voll belegen, werden der Vielschichtigkeit der Kunst nicht gerecht und reduzieren sie zumeist auf wenige Perioden.

Sie haben das Engagement der National-Bank zur Chefsache gemacht - haben Sie keine Berater?

Nein, nur soweit es die Dokumentation und Archivierung der eigenen Sammlung der Bank betrifft. Entweder haben Sie selbst das Interesse an Kunst und Kultur und können das auch glaubwürdig vorleben, oder Sie dreschen vorformulierte Phrasen. Die Authentizität ist unverzichtbar.

Woher kommt diese Leidenschaft für die Kunst?

Schon als Schüler bin ich zu Ausstellungen wie „Westkunst“ gefahren. Meine Eltern gaben mir 100 Mark mit auf den Weg. Etwa 50 Mark kostete die Zugfahrt. Ich musste mich aber entscheiden, ob ich in der Jugendherberge übernachten oder den Katalog der Ausstellung erwerben wollte. Er kostete um die 30 Mark, für mich damals ein Vermögen.

Und?

Den Katalog habe ich heute noch.

Auch die National-Bank hat zuletzt Personal abbauen müssen. Wie vermittelt man Sponsoring in wirtschaftlich schwierigen Zeiten?

Das ist eine ganz wichtige Frage, denn bevor Personalkosten gesenkt werden, geht es zuerst um die Kürzung der Sachkosten. Insofern ist es eine Selbstverständlichkeit, unsere Ausgaben für Kunst und Kultur stets den wirtschaftlichen und finanziellen Verhältnissen unserer Bank anzupassen. Aber ich kann Ihnen versichern, dass im Museum Folkwang zukünftig mit uns zu rechnen ist.


Interview: Martina Schürmann