Um 17.12 Uhr stand das amtliche Endergebnis der Bundestagswahl im Süd-Wahlkreis 120 fest: CDU-Kandidat Matthias Hauer hat das Direktmandat nicht mit drei, sondern mit 93 Stimmen Vorsprung vor der SPD-Bundestagsabgeordneten Petra Hinz gewonnen. Um genau zu sein, mit 59.101 zu 59.008 Stimmen. Acht Tage nach der Wahl stellte Oberbürgermeister Reinhard Paß das Essener Ergebnis vor den Mitgliedern des Kreiswahlausschusses im Wahlamt am Kopstadtplatz offiziell fest, um es kurz darauf telefonisch an die Landeswahlleiterin in Düsseldorf durchzugeben.

Genau hinschauen

Ob das nun ebenfalls ein historisch knappes Wahlergebnis sei? „Jedenfalls ist es ein so knappes Ergebnis, dass man wirklich genau hinschauen sollte“, sagte Reinhard Paß und rechtfertigte damit einen Vorgang, der nach wie vor als einmalig in der Stadt-Geschichte gilt: 800 städtische Mitarbeiter hatten am vergangenen Wochenende die 190 Säcke mit den 151.040 Stimmzetteln im Deutschland-Saal der Messe noch einmal auf den Tisch gelegt und im „Zwei-Gruppen-System“ ausgezählt. Nur bei völliger Übereinstimmung beider Gruppen wurde der Wahlbezirk als korrekt ausgezählt gewertet. Dass an beiden Tagen CDU-Ratsherr Fabian Schrumpf als Mitglied des Wahlausschusses noch 40 bis 50 als ungültig deklarierte Stimmzettel benannte, „bei denen wir zu einer unterschiedlichen Wertung gekommen sind“, spielte bei 93 Stimmen Unterschied letztendlich keine Rolle mehr. Und so waren vor 30 Besuchern der Sitzung, darunter bestimmt 20 Journalisten und Parteifunktionäre, die Unstimmigkeiten schnell beseitigt. Die Wahlniederschriften dürfen nun entsprechend der Wochenend-Zählung korrigiert werden.

Der Dank gelte den engagierten Zählern am Wochenende, sagte der OB, nein, er habe keine schlaflosen Nächte durchgemacht, er wehre sich auch gegen das Wort „Panne“: „Das sind alles menschliche Fehler.“ Dass aus drei Stimmen Vorsprung bei Stichproben 31 Stimmen Rückstand wurden, die sich nun wieder in einen 93-Stimmen-Vorsprung verwandelten, das passiere nun mal. „Aber natürlich werden wir diese Vorgänge in Ruhe auswerten und daraus Konsequenzen ziehen.“ Zur Kommunalwahl im Mai 2014, bei der der Stadtrat, die Bezirksvertretungen, der Integrationsrat und das Europaparlament gewählt werden, „wollen wir besser aufgestellt sein“. Wobei dies nur gelingen könne, betonte Wahlamtsleiter Rüdiger Lohse, wenn sich auch die Bürger engagierten: „Denn letztendlich sollen sie mitwirken bei der Organisation der Wahl, so ist es im Gesetz auch vorgesehen.“