Kulturdezernent Andreas Bomheuer verwahrt sich gegen den Vorwurf, er plündere den Integrations-Haushalt für klassische Kulturprojekte.
Geärgert hat den Dezernenten vor allem der Vorwurf von Kazim Calisgan vom Katakomben-Theater, Fördermittel würden „in etablierte Leuchttürme gesteckt“, während man Integration als Stiefkind behandele. Calisgan beklagte, dass ihm die Förderung von jährlich 20 000 Euro zeitweilig gestrichen wurde, so dass er keine Planungssicherheit gehabt habe. Ihm sei „eine schlechte Buchführung“ vorgeworfen worden.
Dazu stellt Bomheuer fest: „Die Verwaltung prüft die Anträge von Künstlern und Kulturinstitutionen auf Einhaltung der Förderkriterien und der Förderbedürftigkeit. Darüber hinaus ist die Verwaltung verpflichtet, nach dem Projekt die ordnungsgemäße Verwendung der Mittel zu prüfen.“ Diese Prüfung sei auch der Grund gewesen, „warum das Katakomben-Theater von 2009 bis 2012 keine institutionelle Förderung erhalten hat“. Ein sorgfältiger Umgang mit öffentlichen Mitteln sei geboten, betonte Bomheuer. 2013 seien die 20 000 Euro übrigens wieder gezahlt worden; auch habe das Katakomben-Theater von 2011 bis 2013 für verschiedene Projekte Fördermittel von rund 117 000 Euro erhalten.
Der Streit über den Integrationsetat war im September im Kulturausschuss entflammt (WAZ 21.9.) Dort waren 340 000 Euro für sieben Projekte angesetzt worden, die nach Ansicht von Kritikern zur (Hoch)kultur zählen. Nach einer Debatte hatte man zumindest die Projekte „Stift, Stadt und Kloster Werden“ und „638 Schritte Tanz“ zurückgestellt. Über sie entscheidet der Kulturausschuss am Mittwoch (2.10.).
Bomheuer sagt, dass die Projekte zur Neuausrichtung der Integrationspolitik passen: Man bewege sich vom sozialarbeiterischen Ansatz zu einer interkulturellen Öffnung etablierter Kultureinrichtungen. Die Ratsleute Daniela Kämper (SPD) und Burak Copur (Grüne) sehen hier große Beliebigkeit walten und vermissen Aspekte wirklicher Integration.
Die nimmt Jelena Ivanovich für ihre Tanzarbeiten 638 Kilo und 638 Schritte in Anspruch: Viele Tänzer seien aus dem Ausland an die Folkwang-Uni gekommen: „Wenn wir ihnen keine Bühne geben, verliert Essen diese Talente.“ Sie halte es für falsch, nur den 16-jährigen Schulabbrecher zu integrieren – auch begabten Künstlern solle die Stadt eine Heimat geben. Ob diese Auffassung von Integration auch mehrheitsfähig ist, wird sich am Mittwoch zeigen.