Glückwunsch Aalto! Glückwunsch Essen! Zum 25. Geburtstag des Opernhauses hat die Stadt in diesen Tagen allen Grund, sich einmal selbst auf die Schulter zu klopfen.

Der Glückwunsch gilt einer Entscheidung, die 30 Jahre gebraucht und 130 Millionen Mark gekostet hat. Aber vor allem hat es Mut gekostet, dieses ehrgeizige Projekt am Ende tatsächlich auf den Weg zu bringen. In einer Zeit, als die Region vom Renommee verheißenden, kulturhauptstädtischen Glanz noch keinen Schimmer hatte und die finanziellen Vorzeichen für eine baukulturelle Großinvestition wie diese auch nicht gerade rosig standen, hat man trotz aller Bedenken, Proteste und Kosten eine zukunftsweisende Entscheidung getroffen.

Eine Entscheidung, über die sich bis heute jeder nur freuen kann, der dieses zeitlos-schöne Haus bei einer der mehr als 200 Vorstellungen pro Jahr betritt oder nur den Ausblick genießt auf dieses nach 25 Jahren immer noch staunenswert strahlende Stück Vorzeigearchitektur im Stadtgarten.

Das Aalto zeigt auch: Großprojekte - kultureller oder andere Art - sind zu Unrecht derart pauschal in Misskredit geraten. Ihr Nutzen mag anfangs nicht immer gleich erkennbar sein, aber irgendwann stellt sich für jeden die Frage, warum es eigentlich so lang gedauert hat. So wird sich mancher in diesen Tagen überlegt haben, ob ein Projekt wie das Aalto-Theater heute überhaupt noch durchzusetzen wäre. Schon der Entscheid in den 1980er Jahren hat für schwere politische Verwerfungen gesorgt. Was mit Alvar Aaltos genialem Entwurf nach einem Bürgerbegehren nebst Bürgerentscheid mit ungewissen Ausgang geschehen wäre, ist leicht auszumalen. Aber manche Projekte brauchen eben ihre Zeit, diskutiert, finanziert und auch angenommen zu werden, ohne sie gleich unter dem Generalverdacht der Geldverschwendung abzuschmettern.

Wer dabei an Millionengräber wie die Hamburger Elbphilharmonie denkt, der wird erleichtert registrieren, dass das Aalto für Essen auch finanziell ein Glücksfall war. Es gab keine bei Bauprojekten dieser Größenordnung übliche Kostenüberziehung, keine Skandale, höchstens mal ein Buhsturm im Zuschauerraum. Und dafür ist das Opernhaus auch da – als künstlerischer Auf- und Anreger, als Ort der Begegnung und des Austauschs, als Platz der schönen Stimmen, der festlichen Stimmung, als gelungener Dreiklang von kulturpolitischem Mut, städtebaulichem Glanz und ein bisschen Glamour.

In den nächsten Jahren wird es nun darum gehen, diesen bemerkenswerten Mut der damaligen Stadtväter des Erfolges nicht durch waghalsige Sparpläne aufs Spiel zu setzen.