Rein formell war die Personalie Harald Hoppensack schnell erledigt. Sein Nachfolger, Hanns-Jürgen Spieß aus Bredeney, sprach jene Worte, die bei einer Vereidigung eines Ratsherrn durch den Oberbürgermeister zu sagen sind, und schon war die SPD-Fraktion nominell wieder komplett. Abgehakt ist der Fall Hoppensack damit keinesfalls, nicht für den Rat und auch nicht für die Staatsanwaltschaft, die auf die vermeintliche Affäre bei den Entsorgungsbetrieben Essen (EBE) längst aufmerksam geworden ist. Auch wenn für alle Beteiligten natürlich die Unschuldsvermutung gilt, woran Oberbürgermeister Reinhard Paß gestern noch einmal erinnerte.

Ob die Geschichte um mutmaßliche Günstlingswirtschaft und Bevorteilung bei der EBE eine „kleinkarierte Provinzposse“ ist oder ob sie das Zeug hat für einen „handfesten Skandal“, wie es Udo Bayer für das Essener Bürgerbündnis (EBB) gestern im Rat formulierte, muss sich für viele im Rat erst noch erweisen. Das gilt auch für die Rolle, die Harald Hoppensack in diesem Stück gespielt hat.

Er selbst habe sich nichts vorzuwerfen. Von seiner Fraktion musste sich der 66-Jährige dem Vernehmen nach während der turnusmäßigen Sitzung unangenehme Fragen gefallen lassen. Ein Honorar von mehr als 210 000 Euro, das Hoppensack als Berater für IT-Anwendungen bei der EBE allein 2012 erhalten haben soll, erscheint auch so manchem Sozialdemokraten doch sehr üppig, zumal Hoppensack nicht etwa einen Stab an Mitarbeitern beschäftigt, sondern als Ein-Mann-Unternehmer tätig ist. Seinen Vertrag hatte der Ratsherr zwar beim Oberbürgermeister ordnungsgemäß angemeldet. Um welche Summen es vermeintlich geht, haut auch gestandene Genossen aus den Schuhen. Dass Hoppensack, der dem Rat seit 1994 angehörte, auch in Vorjahren von diversen städtische Gesellschaften mit Aufträgen bedacht worden sein soll, lässt aufhorchen. So war der Ratsherr nach Informationen dieser Zeitung 2005 und 2010 für Stadtwerke respektive für die städtische Holding EVV tätig; das Honorar habe aber jeweils nur 5000 Euro betragen. Man mag es pikant finden: Laut Beteiligungsbericht 2012 saß Hoppensack dem Betriebsausschuss des für IT-Technik bei der Stadt zuständigen Essener Systemhauses vor.

Im Rat genügte die jüngst öffentlich gewordenen Vorwürfe, um moralische Grundsatzfragen aufzuwerfen nach der Vereinbarkeit von Politik und Business. Hatte der Rat doch 2008 selbst hohe Maßstäbe angelegt und selbst zur Zurückhaltung verpflichtet, übrigens auf Antrag der SPD.