Essen. Mit rund 300 Seiten ist die druckfrische Ausgaben von „Essen geht aus“ so dick wie nie. Gleiches trifft glücklicherweise nicht für die Protagonisten zu, die den Hochglanz-Gourmetführer flankiert von Wachteln und Jakobsmuscheln im Jagdhaus Schellenberg vorstellten.

Man könnte mit einem platten Scherz beginnen und behaupten, dass Essen seinem Stadtnamen wohl nie so gerecht wurde wie im Moment. Mit 300 Seiten ist die zwölfte Ausgabe des jährlich erscheinenden Magazins „Essen geht aus“ so dick wie nie (was, wollen wir fair bleiben, aber auch an der gastronomischen Eingemeindung Mülheims in dem Restaurant-Führer liegt).

Flankiert vom „Who-Is-Who“ der Essener Koch-Szene präsentierten die Autoren um Chefredakteur Michael Köster die druckfrischen Exemplare nun im Jagdhaus Schellenberg. Zeit zum Lesen blieb dort allerdings kaum. Von den Spitzenköchen aus Résidence, Casino, Schote, Gummersbach, La Grappa, Hannappel Essenz und Jagdhaus Schellenberg zubereitete Köstlichkeiten wie Jakobsmuscheln, Blutwurst-Häppchen und Wachteln erschwerten die Konzentration auf die Gourmet-Bibel des Ruhrgebiets doch sehr.

200 Restaurants, Kneipen und Cafés

Ein Jahr lang schlemmten sich die Kritiker durch rund 200 Restaurants, Kneipen und Cafés. Dabei muss sich die Stadt keineswegs verstecken – acht Essener Restaurants fanden sich jüngst allein im renommierten Feinschmecker, wie Michael Köster betonte und fast euphorisch von „Düsseldorfer Verhältnissen“ sprach. In seinem Vorwort bleibt er dennoch auf dem Boden – das Ende des Nero auf Schloss Huegenpoet, die Schließung des Leonardo von Igor Albanese, das Aus der Alten Dorfschenke in Rellinghausen: All dies seien untrügliche Zeichen für einen raueren Wind in der Gastronomie-Szene.

Wie vielfältig die aber nach wie vor ist, beweisen allein die zwölf Kritiken über die Neulinge, die sich seit diesem Jahr auf den verschiedensten Feldern von französischer Landhausküche über Sushi-Restaurant bis Tapas-Bar tummeln. Wie man es schafft, sich trotz riesiger Konkurrenz durchzusetzen, verriet auf der Jagdhaus-Terrasse Chefkoch Rocco Capobianco vom gleichnamigen Restaurant in der Innenstadt, das sich bereits seit 1997 an der Rottstraße hält: „Gleichbleibend gute Küche und guter Service. Es ist eigentlich ganz einfach.“