Essen. . Im Congress Center der Messe Essen werden Banken, die Stadt Essen, der Stifterverband und zahlreiche Stiftungen beim ersten Essener Stiftungstag am Dienstag, 1. Oktober, ihre Arbeit präsentieren mit dem Ziel, Geber und Nehmer zusammen zu führen und potenziellen Spendern zu zeigen, wie sie sich engagieren können.

Die medizinische Versorgung ist das eine, das andere sind Projekte, für die finanzielle Mittel seitens der Krankenkassen oder des Landes fehlen. Die Rede ist vom Wohlergehen sowie von der Verbesserung der Lebensqualität von Patienten und deren Angehörigen. Genau diese Ziele verfolgt die Stiftung Universitätsmedizin Essen seit nunmehr fast sieben Jahren.

Ihr Aufgabenbereich: „Alles, was über die Grundversorgung hinaus geht“, fasst Jorit Ness, Geschäftsführer der Stiftung zusammen. Und das ist eine ganze Menge. Vor allem, wenn es um die jüngsten Patienten geht, ist die Stiftung sehr aktiv. So zaubern etwa seit vielen Jahren die Klinik-Clowns schwer kranken Kindern mehrmals in der Woche ein Lächeln ins Gesicht, lenken sie mit ihren Besuchen auf den Stationen für einen Moment von ihrer Krankheit ab. Getreu dem Motto „Lachen ist die beste Medizin“ – finanziert durch Spenden.

Das jüngste Projekt, das dank der Stiftung umgesetzt werden konnte, ist ein internetbasiertes Computersystem, das es Kindern, die in Isolierzimmern untergebracht sind, ermöglicht, mit ihren Eltern, Freunden und Verwandten in Kontakt zu bleiben oder virtuell am Schulunterricht teilzunehmen. Aktuell sind es fünf Zimmer, die mit diesen Systemen ausgestattet sind, weitere sollen bald folgen. Zudem strebt die Stiftung an, das Sortiment an Unterhaltungselektronik und Spielen aufzustocken.

Ein Million Euro für Forschung und bessere Patientenversorgung

Seit der Gründung der Stiftung Universitätsmedizin konnte schon eine Million Euro für eine bessere Versorgung und Forschung zusammengetragen werden. Das ehrgeizige Ziel der Stiftung lautet: „Unser Engagement für kranke Menschen auszubauen und die Förderung in den nächsten fünf Jahren zu verdoppeln“, wie Prof. Dr. Karl-Heinz Jöckel, Vorstandsvorsitzender der Stiftung, bekundet.

Wer der Stiftung Universitätsmedizin Kapital zustiften möchte, findet nähere Informationen sowie die Kontaktdaten der Stiftung auf der Internetseite www.universitaetsmedizin.de

An Ideen und Visionen mangelt es jedenfalls nicht. Die Stiftung hat noch viel vor und ist daher immer auf die Unterstützung von Firmen, aber auch von Privatpersonen angewiesen. Das nächste große Projekt wird die neue Kinderklinik sein. Die alte Medizinische Klinik wird im nächsten Jahr einem Neubau weichen. Entstehen soll laut Jorit Ness eine moderne Kinderklinik der Spitzenmedizin, die darüber hinaus den Ansprüchen der Kinder und Eltern gerecht werden soll. „Zum Zeitpunkt der Erbauung der Kinderklinik vor rund 100 Jahren war es egal, ob Eltern mit im Zimmer übernachten können“, erklärt Ness. Auch auf die Ausstattung hätte man damals keinen besonders großen Wert gelegt. Das alles soll sich in der neuen Klinik ändern. Kindgerechte Räume zum Erholen und gemeinsamen Spielen sind geplant. Es sei, so der Geschäftsführer, eben nicht allein die Medizin, die Kinder auf ihrem Weg der Genesung benötigen.

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Neben dem Thema Krankenversorgung hat sich die Stiftung aber auch die Forschung und Bildung im Bereich der Universitätsmedizin auf die Fahne geschrieben. So konnten unter anderem neue, moderne Geräte für die HNO-Klinik angeschafft oder aber auch Stipendien für Studenten vergeben werden.

Auf Förderanträge reagieren die wenigsten Stifter 

Wer eine Stiftung gründet, ertrinkt rasch in Förderanträgen. Die Krux: „Rund 60 Prozent der Anträge passen überhaupt nicht zum Stiftungszweck, weitere 20 Prozent sind schlecht formuliert oder überdimensioniert“, sagt Dr. Markus Heuel, Geschäftsführer beim Deutschen Stiftungszentrum (DSZ) Essen. Heuel rät Stiftern zu einem anderen Weg: „Sinnvoll ist es, sich selbst umzuschauen nach Projekten, die man mit seiner Stiftung unterstützen möchte.“ So wertet er den ersten Essener Stiftungstag im Congress Center der Messe Essen als sinnvolle Plattform, die es Stiftern ermögliche, Kontakte zu knüpfen, sich nach förderungswürdigen Projekten umzusehen.

Rund 2,6 Milliarden Euro aus 600 rechtlich selbstständigen Stiftungen verwaltet das DSZ, das das Ziel hat, das gemeinnützige Stiftungswesen zu fördern. „Wir betreuen Stiftungen und schaffen Stiftern so Freiräume, sich dem Stiftungszweck zu widmen. Im Prinzip kümmern wir uns um die ganze Bandbreite von der Vermögensanlage, die nicht risikoreich sein darf, über die Berichterstattung zu geförderten Projekten bis zur Steuererklärung“, sagt Heuel. Hierfür zahlt der Stifter einen „angemessen Teil des Ertrages aus dem Stiftungsvermögen. Dabei ist die Grenze nach oben durch den Gesetzgeber limitiert.“

Rund ein Drittel der durch Stiftungen geförderten Projekte verfolgt soziale Ziele der Jugend- und Altenpflege. Je 15 Prozent entfallen auf die drei Gruppen Kultur, Bildung und Wissenschaft. Wer einmal in den Genuss der Stiftungsförderung kommt, darf das Geld nicht nach Gutdünken einsetzen – es ist zweckgebunden zu verwenden.

Dass Stiftungszentrum bzw. Stifterverband ihren Traditionssitz an der Essener Barkhovenallee haben, geht auf das Jahr 1922 zurück. „Der Stifterverband ist auf Initiative der Wirtschaft gegründet worden. Und das Herz der Wirtschaft lag seinerzeit nun einmal im Ruhrgebiet. Noch heute ist Nordrhein-Westfalen ein starkes Stiftungsland.“ Dependancen hat der Essener Verband dennoch gegründet, um in Hamburg, Berlin und München bei Stiftern präsent zu sein.

Ein Tag für das Geben und Nehmen 

Kindern immerzu etwas über den Sinn gesunder Ernährung vorzubeten – das verpufft. Wer aber dem Kind Gelegenheit bietet, Erfahrungen zu sammeln, selbst aktiv zu werden und gesundes Essen wie selbstverständlich auf den Tisch stellt, der erreicht sein Ziel, Kinder mitzunehmen auf dem Weg in eine aktivere, gesündere Zukunft. Weswegen die Alfred-Krupp- und die Friedrich-Alfred-Krupp-Stiftung das Flizmobil fördern. Gefüllt mit Spielzeug und gesunden Snacks rollt das Mobil durch die Stadt und erreicht damit Kinder verschiedener Altersgruppen und Sozialschichten. Betreut wird das Mobil von den Mitarbeitern des Sozialdienstes Katholischer Frauen (Skf), die es anlässlich des Stiftungstages vor der Messe Essen präsentieren werden.

„Als wir den Tag vorbereitet haben, war es unser Ziel, das Netzwerk in der Stadt zu zeigen und es auszubauen, Geber und Nehmer zusammen zu bringen“, sagt Janina Krüger, Chefin der Essener Ehrenamt-Agentur. Viele Projekte gebe es, die dringend der Förderung bedürften – und dem gegenüber Bürger, die bereits Stiftungen gegründet oder zumindest den Wunsch hätten, ihr Geld in soziale Projekte zu investieren, aber nicht wüssten, wo sie mit ihrem Engagement anknüpfen könnten. „Darum ist es so wichtig, dass auch die Stadt mit im Boot ist“, sagt Krüger. Diese biete eine Beratung für Stiftungsgründer und betreue unselbstständige Stiftungen.

1. Essener StiftungstagDabei ist die Stadt als Verwalter ein durchaus „praktischer“ Ansprechpartner. „Zum einen haben wir die Kompetenz, Gründer unselbstständiger Stiftungen zu beraten“, sagt Susanne Georg, zuständig für Stiftungen im Büro der Stadtkämmerei. „Darüber hinaus können wir auf die Kompetenzen der Verwaltung zurückgreifen, z.B. das Schulamt oder das Sozialamt, die als Fachstellen aus ihrer täglichen Arbeit heraus Förderanträge kompetent bewerten können“, so Georg.

Rund 77 Millionen Euro verwaltet die Stadt in 37 unselbstständigen Stiftungen; viele wurden bereits zu Lebzeiten der Stifter gegründet, „denn vielen ist es wichtig, mitzugestalten, was mit dem Geld geschieht“, so Georg.