Ja, sie mögen schäbige Absichten haben, die Müll-Männer von Remondis. Sie wollen die Entsorgungsbetriebe kapern, wenigstens ein bisschen, wollen die politisch beherrschte Stadt-Tochter mehr noch als bislang auf Gewinnmaximierung trimmen und einen unliebsamen Chef, dem sie anders nie haben beikommen können, mit allen Mitteln – womöglich auch moralisch verwerflichen – aus dem Amt bugsieren.

Aber wie heißt es bei Oscar Wilde so schön? „Ob jemand Wechsel fälscht, sagt nichts über sein Geigenspiel.“ Dass Remondis also womöglich im Grenzbereich des Anstands und seriösen Kaufmannsgebarens agiert, ist eine Frage, die andere lautet: Was ist dran an den Vorwürfen gegen die EBE und ihren Chef, die der Oberbürgermeister dankenswerterweise als „schwer wiegend“ zurechtrückte, wo Verdi allzu schnell Absolution walten ließ.

Für Außenstehende scheint einiges im Geschäftsgebaren der Entsorgungsbetriebe arg befremdlich, doch sollte, wer Kunzes Ticket-Spendierhose beklagt, bedenken, dass ein üppiger Blumenstrauß schnell ähnliche Kosten verursachen dürfte, ohne dass er auch nur ansatzweise ein vergleichbares Geschmäckle transportiert.

Ähnliches gilt für andere Vorwürfe: Die von Remondis inkriminierte „Begünstigung“ von Betriebsratsmitgliedern kommt dem bei der Stadtverwaltung wie bei der Sparkasse üblichen Benachteiligungsverbot für Arbeitnehmervertreter sehr nahe. Das kann man als allzu komfortable Regelung beklagen, ist aber alles andere als kriminell.

Als problematisch könnten sich da eher schon üppig dotierte Beraterverträge erweisen, sollten sie am Aufsichtsrat vorbei eingestielt worden sein. Hier hätte Reinhard Paß in seiner Stellungnahme zügig für Klarheit sorgen können. Dass er es nicht tat, verleitet zu Spekulationen, die keinem guttun, und lenken fast ab von der Frage, in welchem Umfang ein Ratsmitglied eigentlich von Aufträgen der Stadt oder städtischer Tochtergesellschaften profitieren sollte.

Aber nicht immer ist die Frage der Verfehlung eine des Volumens: Präsente und Geschenke in einer Größenordnungen von 18.600 Euro dürfen in einem Unternehmen mit einem Umsatz von 84,7 Millionen Euro als „Peanuts“ gelten, entscheidend ist wohl, wer warum wie daran knabbern darf: Wie kommt es, dass bei 1000 Mitarbeitern der Entsorgungsbetriebe auffällig viele Politiker (neben der SPD übrigens auch von der CDU) von Fußball-Tickets profitieren, die das Unternehmen kauft? Gibt es nicht genügend wenig begüterte Müllwerker, die sich über BVB- oder Schalke-Besuche gefreut hätten, dass man unbedingt den Bürgermeister und Co. einladen musste?

Die langatmige, vor unfreiwilliger Komik nur so strotzende Erklärung, warum ausgerechnet sein Büroleiter vom EBE-Ticket-Segen profitierte, zeigt, wie nervös der OB und das Rathaus sind: Kein Wunder, wenn man sieht, in welch peinliche Lage ein paar geschenkte Schampuspullen Düsseldorfs OB gebracht haben. Kleinvieh macht eben auch Mist.

Und der stinkt mitunter gewaltig.