Es kommt knüppeldick in diesen Tagen für die Entsorgungsbetriebe Essen (EBE). Das gilt auch für Thomas Altenbeck. Als der Betriebsratsvorsitzende, der auch im EBE-Aufsichtsrat sitzt, in dieser Zeitung lesen musste, auf was die Wirtschaftsprüfer des privaten Mitgesellschafters Remondis bei ihren Recherchen so gestoßen sind, befällt ihn ein mulmiges Gefühl. Freigestellte Betriebsräte sollen über Gebühr entlohnt worden sein. Ein Vorwurf, den Markus Neuhaus von Verdi gestern aufs Schärfste zurückwies. Wie aber würden die Kollegen reagieren? Um so größer ist Altenbecks Erleichterung, als die Kollegen noch am Morgen der Veröffentlichung signalisieren: Wir stehen hinter dir.

Gestern im Gewerkschaftshaus an der Teichstraße sitzen sie Altenbeck gegenüber. Was an eine Betriebsversammlung erinnert, ist eine Pressekonferenz. Anlass: Das Werkstattgutachten der Dekra. Das Gutachten bescheinigt der EBE-Werkstatt, sie sei zu teuer. Rechnerisch könnten 19 von 63 Stellen eingespart werden. So was sorgt für dicke Luft.

In Auftrag gegeben hat das Gutachten nicht Remondis, sondern die Stadt. Doch für Altenbeck passt ein Mosaikstein zum anderen. Die Zielrichtung sei die gleiche: Arbeitnehmervertreter und Belegschaft sollen sturmreif geschossen werden. Es ist Stoff für Verschwörungstheorien.

Verdi und Betriebsrat wollen das Gutachten nicht unwidersprochen stehen lassen. Dabei könnten sie es sich einfach machen. Betriebsbedingte Kündigungen sind per Vereinbarung mit der Stadt ausgeschlossen. Der EBE ist mitbestimmungspflichtig. Gegen die Arbeitnehmervertreter geht wenig bis nichts. Das hat auch die Verwaltung erkannt: So mir nichts dir nichts ließen sich die Einsparvorschläge der Dekra gar nicht umsetzen, heißt es sinngemäß. Remondis dürfte das nicht gefallen, meint Altenbeck süffisant.

Auf dem Spiel steht der Eindruck in Öffentlichkeit und Politik. Altenbeck überlässt es Uwe Knape von Interpartner, Gesellschaft für Organisations- und Personalentwicklung, das Dekra-Gutachten zu bewerten. Knape wirft dem Autor vor, nicht sauber gearbeitet zu haben (siehe Kasten). Sein Fazit: Das Gutachten ist was für die Tonne.

Und wie steht es um das beklagte Missverhältnis von Personal- zu Materialaufwand? Frank Jäckel (49), seit fast 20 Jahren Karosseriebauer bei der EBE, erklärt das so: „Wenn wir einen Müllwagen warten, brauchen wir relativ wenig Material. Bleche zum Beispiel kaufen wir in großer Stückzahl ein und schneiden sie selbst zurecht. Wir machen alles selber. Das ist zeitintensiv, aber auf die Laufzeit des Fahrzeugs gerechnet billiger.“ So schlecht könne die EBE-Werkstatt doch gar nicht sein, meint ein Kollege. Erst vor kurzem habe der Stadtkämmerer seinen Dienstwagen reparieren lassen.