Frohnhausen.. Eine Bürgerinitiative kämpft für die Einrichtung eines sozio-kulturellen Zentrums in der denkmalgeschützten Stadt-Immobilie. Doch ohne einen Investor wird sich das kaum stemmen lassen. Hinzu kommt: Die Kosten für die nötige Sanierung gehen in die Millionen.
Im Juli machte die Hauptschule an der Bärendelle nach fünfjährigem Leerstand Schlagzeilen: Besetzer hatten sich in der Schule verschanzt, um ihren Forderungen nach Einrichtung eines sozio-kulturellen Zentrums für den Stadtteil Nachdruck zu verleihen. Die Aktion war von kurzer Dauer – mit einem spektakulären Einsatz räumte die Polizei mit einer Hundertschaft die Schule.
Doch die Diskussion - durch die Besetzer in Fahrt gekommen - sie soll nicht wieder abebben. Rund 100 Bürger versammelten sich auf Einladung der Bürgerinitiative Bärendelle (BIB) jetzt in der Apostelkirche und beklatschten die Forderung des BIB-Sprechers Olaf Tucholski, „der mehr Engagement auch seitens der Stadt für die Menchen in Frohnhausen“ forderte.
Kinderreich ist der Stadtteil, weist eine hohe Arbeitslosigkeit auf, ist Heimstatt vieler Senioren. „Viele Menschen, die wenig Geld haben. Für die muss etwas getan werden“, sagt Tucholski. Eine Anlaufstelle mit Hausaufgabenbetreuung und Spielangeboten, mit einem Seniorentreff und Gastronomiebetrieb, ein Hafen, in dem die Jugend sich kulturell engagieren kann – und unterstützt wird. Wünsche, die die BIB nicht allein formulierte, die ihr vielmehr bei einem Nachbarschaftsfest ins Stammbuch geschrieben wurden.
Doch wie soll sich dieser – wenn auch verständliche – Wunsch finanzieren lassen? Tucholski führt als Referenzbeispiel andere sozio-kulturelle Zentren an, etwa das Grend in Steele. Doch auch dort regnet es kein Geld zum Fenster rein. 200 000 Euro bekommt das Zentrum jährlich von der Stadt als Zuschuss; der Betrag ist seit Jahren gedeckelt – und macht nur 25 Prozent des jährlichen Gesamtbudgets aus. Weitere rund 600 000 Euro muss das Grend aus dem Bildungs- und Kulturbetrieb erwirtschaften, wie Geschäftsführer Johannes Brackmann erklärt. Und das, obwohl das Grend durch die Stadt miet- und betriebskostenfrei gestellt ist. Hinzu kommt: Das Grend ist mit rund 1200 Quadratmetern Nutzfläche deutlich kleiner als die 4000 Quadratmeter Geschossfläche umfassende Bärendelle. Das macht ahnen: Der Kultur- und Sozialbetrieb in dem denkmalgeschützten Haus wird teuer.
Zu rechnen ist darüber hinaus mit hohen Sanierungskosten. Bezirksvertretung III und BIB setzen darauf, Verwaltungsgebäude aus dem Stadtteil, die zurzeit angemietet sind, in der städtischen Bärendelle-Immobilie zu konzentrieren. „Damit wäre die verbleibende Fläche überschaubar und könnte zu einem sozio-kulturellen Zentrum umgestaltet werden“, sagt Tucholski. Einbringen wollen sich die Aktiven mit ehrenamtlichem Engagement. Guten Willen und Kontinuität immerhin hätten sie schon bewiesen, sammelten sie sich doch an jedem Abend um 19 Uhr im Pantoffelgrün der Schule, um Unterschriften für den Erhalt zu sammeln. 180 Unterzeichner votierten bislang für die Pläne.
Doch trotz all der guten Ideen – ohne einen solventen Geldgeber wird sich das Projekt kaum stemmen lassen. Die Stadt ist nicht gewillt, Millionen in das Zentrum zu investieren. Vielmehr sucht sie nach einem Käufer für die Immobilie. Und so zeichnet sich eine Lösung mit der Anneliese-Brost-Stiftung ab – doch auch dort wird spitz gerechnet. Ohne ein tragfähiges Konzept wird man kein Geld für das Zentrum in die Hand nehmen.