Dass ausgerechnet Peter Siebert das Stadtfestival „Essen Original“ noch als „gutes Wochenende mit freundlicher Stimmung und toller Atmosphäre“ verbucht, darf getrost als Gütesiegel für das Programm auf dem Viehofer Platz gewertet werden. Oder als Ausdruck großer innerer Ruhe. Denn vor der Bühne, auf der sich drei Tage lang Heavy-Metal-Bands austoben konnten, wurde der 39-Jährige von Trickbetrügern und Metalldieben um 2400 Euro geprellt. Die Kriminellen gingen so einfallreich wie schamlos zu Werke: Sie jubelten Sieberts Mitarbeitern 900 Euro Falschgeld unter transportierten Leergut – Edelstahl-Bierfässer – im Wert von 1500 Euro ab, teilweise anscheinend mit einem Taxi.

Aber der Reihe nach: Siebert ist Inhaber der Metal-Disko „Turock“ direkt am Viehofer Platz und stellt mit seinem Team seit 2007 für Essen Original das „Turock Open Air“ auf die Beine. Am Wochenende öffnete er für die Fans mit den langen Matten vier Bierwagen. Als der Geschäftsmann Kassensturz machte, hielt er final 16 falsche Fuffziger und eine 100-Euro-Blüte in Händen.

Zum Vergleich: Die Sparkasse Essen registrierte in der Vergangenheit nach Angaben ihres Sprechers Volker Schleede jährlich selten mehr als 100 falsche Banknoten. Der Betrug vom Wochenende sei eine „ungewöhnliche Häufung“. Zumal bei der Sparkasse Anfang der Woche drei weitere Kunden Falschgeld abgaben und obendrein Stadtfest-Veranstalter „Essen Marketing GmbH“ direkt betroffen war, so EMG-Pressereferentin Ina Will: „Bei uns sind zwei falsche Hunderter gelandet.“ Ein weiterer Gastronom meldete am Freitag bereits einen gefälschten 100-Euro-Schein. Darum, so Will, habe die EMG alle Partner frühzeitig davor gewarnt, Fünfziger und Hunderter anzunehmen.

„Uns hat niemand gewarnt“, hält Turocker Siebert dagegen. Seine Mitarbeiter konnten die Scheine in der Hektik und Dunkelheit freilich nicht auf die bekannten Sicherheitsmerkmale überprüfen.

Die Polizei bittet Betroffene, sich unter 829-0 zu melden. Bis gestern Abend war Siebert noch das einzige Opfer, das in Essen Anzeige erstattet hatte.

Die Beamten konfrontierte der Betrogene noch mit einem weiteren ungewöhnlichen Kriminalfall. Das Opfer: wieder er selbst. Der Schaden: noch größer. Die Täter: Leergut-, möglicherweise auch Metalldiebe. Die Unbekannten plünderten Montagnacht und -morgen das mit Bauzäunen gesicherte Lager, in dem Sieberts Leute an der Bushaltestelle Viehofer Platz die leeren 50-Liter-Bierfässer vom Wochenende gesichert hatten. Die Täter nahmen 50 Fässer mit. Pfandwert: 1500 Euro.