Die Stadt rechnet mit steigenden Asylbewerberzahlen und plant die Einrichtung von drei neuen dauerhaften Übergangswohnheimen. „Wir suchen im ganzen Stadtgebiet nach Flächen, dabei wird es keine Tabus geben“, betonte Sozialdezernent Peter Renzel am Mittwochabend auf einer Bürgerversammlung in Frintrop. In den bestehenden Einrichtungen gebe es 720 Plätze, man brauche aber Platz für 1000 Menschen. Neben den Roma aus Serbien und Mazedonien kämen nun viele Flüchtlinge aus Syrien.
Die neu zu schaffende Behelfseinrichtung in der Walter-Pleitgen-Schule, die in Frintrop für große Unruhe gesorgt hatte, werde wohl schon Anfang Oktober belegt. Dass sie später zu einer der drei Dauereinrichtungen werden könne, wollte Renzel nicht ausschließen. „Dazu müssen wir die Prüfung abwarten.“
Der Dezernent verteidigte auch die bisherige Informationspolitik der Stadt: Man habe Ende Juli einen klaren Anstieg der Flüchtlingszahlen gegenüber dem Vorjahr bemerkt und die städtische Immobilienwirtschaft beauftragt, mögliche Standorte zu prüfen. „Hätten wir gleich alle benannt, wären wir aus den Bürgerversammlungen nicht rausgekommen.“ Am Ende sei nur die Pleitgen-Schule in wenigen Wochen und zu vertretbaren Kosten umzurüsten gewesen. Die Entscheidung habe man am 6. September getroffen und sofort öffentlich gemacht.
Der Umbau der Schule werde rund 250 000 Euro kosten, das Gros der Kosten entfalle auf einen Duschcontainer sowie den Brandschutz. Den Frintropern, die sich nach wie vor über das Auslaufen ihrer Schule ärgern, machte Renzel klar, dass man keinen Luxus-Umbau betreibe: Zwölf Menschen teilten sich einen Klassenraum. Man wolle die Unterkunft so menschenwürdig wie möglich gestalten, darum erhalte man auch die Spielgeräte auf dem Hof.
Renzel nahm die Sorgen der Frintroper ernst, betonte aber, dass die Stadt die Asylbewerber aufnehmen müsse. Er warb vor allem für die syrischen Flüchtlinge: „Sie kommen aus blanker Not.“ Die Unterkunft werde rund um die Uhr betreut, damit die Bewohner zu Ruhe kommen könnten und garantiert sei, dass sie die Spielregeln einhalten. Weitergehende Kontrollwünsche wies Renzel zurück: „Wir bauen eine Behelfseinrichtung – keinen Knast.“
Bei den dauerhaften Flüchtlingsheimen gibt es keine vergleichbare 24-Stunden-Betreuung. Um auf die gestiegene Zahl der Anwohner-Beschwerden zu reagieren, wird die Stadt hier in Zukunft ihre Servicegesellschaft RGE abends und am Wochenende auf Streife schicken: „Wir brauchen eine stärkere Durchsetzung der Hausordnung“, sagte Renzel. Gleichzeitig appellierte er an Vermieter und Wohnungsgesellschaften, Privatwohnungen für alljene Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen, die mindestens ein Jahr in Deutschland bleiben. Bei allen Schwierigkeiten sei eins klar: „Plätze in Turnhallen und Zelten wird es nicht mehr geben.“