Der Haussegen hängt schief bei der Gewerkschaft Verdi in Essen, und schuld sind unterschiedliche Ansichten zur Messe-Frage. Vor einigen Tagen hatten Verdi-Geschäftsführer Lothar Grüll und die Geschäftsführerin der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), Yvonne Sachtje, den Gewerkschaftsmitgliedern abgeraten, das Bürgerbegehren „Messe-Umbau nicht um jeden Preis“ zu unterzeichnen. Grund: Werde die Messe nicht wie geplant umgebaut, stünden Arbeitsplätze auf dem Spiel. Nun ist allgemein bekannt, dass gerade Verdi auch viele Mitglieder hat, die sich politisch den Grünen und den Linken verbunden fühlen - denjenigen Parteien also, die das Bürgerbegehren maßgeblich initiiert haben. Martin Hase, Schatzmeister der Essener Grünen und Mitglied des Verdi-Fachbereichsvorstands Sozialversicherung, forderte Grüll und Sachtje jetzt auf, „ihre Positionen bei Verdi und der NGG nicht zu benutzen, um ihrer jeweiligen privaten Meinung Nachdruck zu verleihen.“ Es sei kein Problem, innerhalb der Gewerkschaft unterschiedlicher Meinung zu sein. „Aber Lothar Grüll und Yvonne Sachtje nehmen für sich in Anspruch, unter Missachtung demokratischer Strukturen, für ihre jeweiligen Gewerkschaften zu sprechen. Das geht so überhaupt nicht“, kritisiert Hase. Aus seiner Sicht ist es „unwahrscheinlich, dass bei einem erfolgreichen Bürgerbegehren Arbeitsplatzverluste drohen“. Für die Gewerkschaft gebe es daher in dieser Sache keinen Handlungsbedarf, so Hase.

Schweres Geschütz gegen Verdi fuhr auch die Linke-Ratsfraktion auf: „Ich habe den Eindruck, dass Kollege Grüll, der in Oberhausen wohnt, ziemlich ahnungslos die unbewiesenen Behauptungen der Messe-Lobby nachplappert“, so Linke-Fraktionschef Hans-Peter Leymann-Kurtz. „Offenbar gibt es an der Basis größere Sachkenntnis, wie die zahlreichen Unterstützerunterschriften auch von Verdi-Mitgliedern zeigen.“ Der Verdi-Chef tue zwar „seinem Genossen, SPD-OB Reinhard Paß, einen Gefallen“, er schade jedoch Arbeitnehmern und allen anderen Essenern.