Essener Nordwesten. . Das Diakonie-Programm „Sport hat viele Sprachen“ soll benachteiligte Kinder in Vereine bringen.
„Sport hat die Kraft, die Welt zu verändern“, erklärte einst der frühere südafrikanische Präsident Nelson Mandela und sprach damit auch das integrative Potenzial des Sports an. Darauf setzt auch das Diakoniewerk Essen und will in Kooperation mit Sportvereinen und mit Hilfe des Programms „Sport spricht alle Sprachen“ Kindern und Jugendlichen aus dem Stadtbezirk III die „kulturelle Teilhabe“ am Sport vereinfachen. Der Essener Nordwesten zählt dabei zu den Schwerpunkten.
Das Bildungs- und Teilhabe-Paket, kurz „BuT“ genannt, ist einer der wesentlichen Aufgabenbereiche der schulbezogenen Jugendsozialarbeit (SJSA). Warum BuT so wichtig ist, weiß Gisela Strotkötter, Leiterin „Soziale Dienste“ der Diakonie Essen: „Sport hat eine große gesellschaftliche Bedeutung. Seine Vielfalt kann Menschen unterschiedlichster Sozial- und Kulturkreise zusammenbringen und Kontakte , ja Freundschaften knüpfen.“ So könnten Kinder mit Migrationshintergrund im Sportverein mit Gleichaltrigen spielend lernen, ein Ziel zu verfolgen und so ihre soziale Kompetenz verbessern. „Der Spracherwerb und gesteigertes Selbstvertrauen sind weitere positive Effekte“, sagt Bernhard Munzel, Pressereferent der Essener Diakoniewerk.
Doch nicht nur Migranten, sondern auch sozial schwächere Kinder zählen zur Zielgruppe. Ihnen bleibt oft aus finanziellen Gründen der Zugang zum Sport verwehrt. „Eltern, aber auch Vereine sind kaum darüber informiert, dass sie den Vereinsbeitrag und auch die Sportausrüstung mit bis zu 120 Euro pro Jahr und Familie über das BuT-Paket abdecken können“, erklärt Gisela Strotkötter.
Viele Familien wissen zudem nicht, welche Sportangebote es in ihrem Umfeld gibt. Was entscheidend daran liegt, dass es keinen Ansprechpartner und keine koordinierende Stelle gibt, die Angebot und Nachfrage abgleicht. Um dieses Manko zu beseitigen, wurde das Konzept in Diskussion mit den Schulen entwickelt. „Die Gespräche sind vorbildlich gelaufen“, lobt Strotkötter. Das Ziel: ein flächendeckendes, komplexes Netzwerk von Schulen, Vereinen und Partnern – z.B. Ausstatter – zu schaffen.
Um dies zu bewerkstelligen hat der Bund 79,5 Stellen für schulbezogene Jugendsozialarbeit in Essen geschaffen (siehe Zweittext). Zu den Aufgaben der engagierten Sozialpädagogen gehören neben der Kontaktierung von Schulen und Vereinen auch das Angebot und Nachfrage zu ermitteln. „Die Mitarbeiter vermitteln jedoch nicht etwa Talente an Vereine, sondern sind ,Brückenbauer’, die Prozesse anschieben sollen“, erklärt Strotkötter.
Einer dieser „Brückenbauer“ heißt Christian Kowalski. Er ist derzeit bemüht, Schulen über das Projekt aufzuklären und diese dafür zu gewinnen. „Zehn Schulen sind derzeit involviert“, berichtet Kowalski. „Zuerst habe ich die Schulleitung kontaktiert und Fragebögen übergeben“, sagt er. Zu erfahren hoffte er, welche Kooperationen im Bereich Sport es bereits gibt, welche AGs – auch mit dem Essener Sportbund – bereits geschlossen wurden und welchen Sport die Kinder bevorzugen. „Erstaunlicherweise lag das Schwimmen noch vor dem Fußball“, sagt Kowalski. Auch mit einigen Vereinen steht er in Verbindung, hat sie bezüglich des Umgangs mit HartzIV-Empfängern beraten.
Da der Schwerpunkt in Frohnhausen liegt – hier sind derzeit vier Schulen beteiligt – will Kowalski seine theoretischen Inhalte dort zuerst in die Realität umsetzen. „Unser Ziel ist es etwas zu schaffen, dass auch ohne unsere Hilfe funktioniert“, so Kowalski, „denn in einem halben Jahr läuft das Projekt aus.“